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Watzmann - Überschreitung

(2713 m) seit 2002 mehrfach versucht. Am 30.08.13 erfolgreich!

Die Watzmann-Überschreitung (Hocheck, Mittelspitze und Südspitze) ist eine echte, wenn nicht DIE Königstour in den Berchtesgadener Alpen. Die Überschreitung der drei Haupt-Gipfel sollte nur von geübten Bergsteigern untenommen werden – die Tour ist anspruchsvoll und herausvordernd. Es geht in hochalpines Gelände und nur für wirklich erfahrene, absolut trittsichere, schwindelfreie und auch konditionsstarke Bergsteiger machbar. Höchster Punkt der Tour ist die Watzmann-Mittelspitze mit 2713 m.
Am einfachsten und schnellsten -in ca. zwei bis zweieinhalb Stunden- wird vom Watzmannhaus das Hocheck erreicht. Von den kleinen Gipfelkreuzen kann man eine phantastische Rundumschau auf die Berchtesgadener Alpen, ja, bis zum Großglockner in den Hohen Tauern genießen.  Wer über Trittsicherheit, ausgeprägte Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung verfügt, kann vom Hocheck aus die Überschreitung wagen. 
Der Südabstieg hinunter ins Wimbachgries erfordert nochmals volle Konzentration und ist eigentlich fast der schwierigste Teil der Tour.

Der Kleiner Watzmann, die Watzmannkinder und das -Hocheck
Die Watzmannkinder und Hocheck
Die Watzmann-Überschreitung gilt als einer der anspruchsvollsten
gesicherten Steige in den Alpen.
Acht bis zehn Stunden -ab Watzmannhaus- sollte man
für diese Tour einplanen.

Ausgangspunkt
Ramsau
Parkplatz Wimbachbrücke
(ca. 628 m, € 8,00/Tg., Stand 2024)

Routenverlauf
ca. 12 - 14 Std. (besser auf 2 Tage aufteilen!)
Wimbachbrücke - Stubenalm - Mitterkaseralm - Falzalm - Watzmannhaus - Hocheck - Mittelspitze - Südspitze - Wimbachgrieshütte (Naturfreundehaus) - Wimbachbrücke

- in ca. 3 Std. hinauf zum Watzmannhaus (1928m).
- Aufstieg zum Hocheck (2651m) ca. 2 Std.
- weiter zur Mittelspitze (2713m) und Südspitze (2712m) ca. 2½-3 Std.
- Abstieg zur Wimbachgrieshütte ca. 3 Std.
- Rückmarsch zum Ausgangspunkt ca. 2½ Std.

Unbedingt berücksichtigen: Die Watzmann-Überschreitung ist kein Klettersteig! Man kann sich zwar sich an vielen Stellen mit einem Klettersteigset an den Stahlseilen sichern, allerdings gibt es viele unversichtere und extrem ausgesetzte Passagen. Hat man die Südspitze erreicht, ist noch lange nicht Schluss, denn der Abstieg hinunter ins Wimbachgries ist äußerst anstrengend, sehr lang und so gesehen fast schon eine eigene Tour. Hat man das Gries erreicht, steht noch die über 8 Kilometer lange Strecke zurück an die Wimbachbrücke an.

Tourenbeschreibung
Nachdem wir bereits seit 2002 in mehrere Anläufe (Neun an der Zahl) versucht hatten, diesen Berg zu besteigen und nun das angekündigte Wetter für die kommenden Tage perfekt war, haben wir uns kurzentschlossen auf den Weg nach Ramsau gemacht.

Vom Parkplatz an der Wimbachbrücke führt ein teilweise durchaus steiler Wanderweg in weiten Kehren hinauf zur Stubenalm. Von hier hat man einen ersten Blick auf das Watzmannhaus, doch noch gilt es noch einige Höhenmeter zu überwinden. Der breite Weg führt weiter über die Mitterkaser-Diensthütte, vorbei an der Materialseilbahn des Watzmannhauses zu der einfach bewirtschafteten Mitterkaseralm. Von hier führt der Weg in südl. Richtung in engen steilen Kehren hinauf zur Falzalm und weiter über einen zunächst flachen Almboden bis direkt unter die Wand des Watzmannhauses. Die letzten Meter steigt der Pfad wieder in engen, steilen Kehren zum Watzmannhaus auf. Nach einer kurzen Pause am Watzmannhaus geht es weiter und die eigentliche Watzmannüberschreitung kann erneut beginnen.
Zunächst folgen wir dem gut sichtbaren Weg, vorbei am Wasserbehälter für das Watzmannhaus, hinauf zum Hocheck. Der Weg ist gut markiert und durch die vielen Begehungen sind deutliche Trittspuren zu erkennen. Nach einigen Kehren und ein wenig Kraxelei steht man nach etwa 2 Stunden auf dem 2561 m hohen Hocheck mit seinen zwei kleinen Gipfelkreuzen. Für uns ist es nun an der Zeit für eine erste Brotzeit. Die kleine Biwakhütte am Hocheck kommt uns da gerade gelegen, schützt sie doch gegen den kühlen Wind, der über den Grat weht. Vom Hocheck aus kann man die Strecke bis zur Mittelspitze recht gut einsehen. Die Südspitze liegt versteckt direkt dahinter.
Gut 45 Minuten Später starten wir und folgen nun dem versicherten Grat bis zur Mittelspitze. Zunächst geht es über ein Brett kurz und ausgesetzt hinüber und über die Treppe auf den ersten kleinen Knubbel. Nun geht es in abwechslungsreichen "Wegstücken" hinüber und hinauf zum höchsten Punkt der Tour. Eine Dreiviertelstunde später und nach einem steilen Aufschwung lugt uns das Gipfelkreuz der Mittelspitze unvermittelt an. Nun hat man endlich den Blick frei auf die Südspitze und der berühmten Watzmann-Ostwand (auch Bartholomäwand genannt). Wer bis hierher bereits Probleme (konditionell, Tiefe und Ausgesetztheit, o. ä.) hat, für den sollte der Umkehrpunkt erreicht sein. Nach der Mittelspitze wird es zunehmend schwieriger und die Ausgesetztheit nimmt noch ein wenig zu (Stellen bis II. Grad).
Der weiter Weg führt fast immer entlang des exponierten langen Grates, ist gut markiert und an den schwierigsten Stellen gut mit Drahtseilen versichert. Die schwierigste Stelle (eine fast senkrechte Passage muss abgeklettert werden) ist im ersten Drittel, weiter geht es sehr ausgesetzt auf der östlichen Seite, dann wieder auf der Westseite des Grats und in einfacher Kletterei steil hinauf zur Südspitze. Man hat immer wieder tolle Blicke auf die Watzmann-Ostwand, den Göllstock und dem Hochkönig. Kurz vor dem letzten steilen Anstieg schaut uns aus etwa 8 Meter Entfernung neugierig ein Steinbock zu.
Das Tagesziel Südspitze ist gut acht Stunden nach dem Start an der Wimbachbrücke erreicht. Bei herrlichem Wetter gönnen wir uns nun eine weitere Brotzeit und genießen die tolle Aussicht. Schaut man nach Osten, hat man den Königsee ca. 1.900 m unter sich liegen und blickt direkt auf St. Bartholomä. Lange wollen wir uns dennoch nicht aufhalten, da uns der Abstieg noch bevor steht und der ist nicht zu unterschätzen. Vor allem deshalb, weil man bereits eine fast komplette Tour in den Knochen hat und der Abstieg nochmals für die nächsten 1400 Hm die volle Konzentration benötigt. An der Südspitze des Watzmanns sind auch Schilder montiert, welche einem die Richtung weisen.
Gegen 16:30 Uhr starten wir den Abstieg von der Watzmann-Südspitze. Kaum gestartet geht es schroff und steil hinab. Kletterstellen wechseln sich mit kurzen gerölligen Pfaden ab. Plötzlich steht, diesmal kaum 3 Meter von uns entfernt, ein junger Steinbock und schaut ungläubig zu uns hinüber. Er lässt sich aber von uns nicht beeindrucken und geht gemütlich in den Steilhang. Wir klettern, gehen und rutschen weiter hinab. Die Orientierung ist nicht ganz einfach trotz zahlreicher Markierungen. Bei schlechter Sicht kann das zum Problem werden! Zäh zieht sich der Abstieg ins Wimbachgries. Weiter unten erkennen wir einen grasigen Buckel, der von hier oben betrachtet gemütlich aussieht, doch der Eindruck täuscht, es bleibt steil und schwierig zu gehen. Auf etwa der halben Strecke endet die Kletterei und es liegt ein großes Schuttfeld vor uns. Dieses wird hinüber zu dem Grasbuckel gequert. Dort angekommen folgen wir dem Pfad nach links und weiter durch die steile sandige Rinne. Zwei sehr steile und rutschige Abschnitte sind mit schweren Ketten versichert. Es folgt ein kurzer Aufschwung und danach geht es endlich, begleitet von der untergehenden Sonne hinab in das Wimbachgries. Schaut man sich um, hat man den Südabstieg im Licht der untergehenden Abendsonne nochmals vor Augen.
Nun weiter durch diese breite und flachere Gerölllandschaft (Markierungspfähle und Steinmandl beachten) auf die gegenüberliegende Talseite. Dort treffen wir auf einen Wanderweg, der uns hinunter zur Wimbachgrieshütte führt. An dem Naturfreundehaus genehmigen wir uns eine warme Suppe und ein Weißbier, bevor wir nach kurzem Aufenthalt den Weg hinab zur Wimbachbrücke antreten.
Um viertel nach Acht starten wir, die Stirnlampen in der Hosentasche, den letzen Teil der Tour. Der Weg folgt zunächst quer durch den Schuttstrom und trifft später auf den Wanderweg, der uns Talaus leitet. Immer noch ist unsere volle Aufmerksamkeit gefordert. Den befestigten Weg erreichen wir bei Einbruch der Dunkelheit und noch vor Erreichen des Wimbachschlosses knipsen wir die Lampen an. Der Parkplatz an der Wimbachgrieshütte ist gegen 22:00 Uhr erreicht und dort endet eine lange, anstrengende und sehr schöne Bergtour über den Watzmann. Für die Anstrengung wurden wir unterwegs mit phantastischen Aus- und Tiefblicken in die wilde Berglandschaft der Berchtesgadener Alpen recihlich belohnt.

Die Hütten:
Die Mitterkaser ist eine einfach bewirtschaftete Alm ohne Übernachtungsmöglichkeit. Meist von Juni bis September geöffnet.
Das Watzmannhaus ist eine bewirtschaftete Schutzhütte des Deutschen Alpenvereins Sektion München mit 50 Zimmerlager und 162 Matratzenlager. Ein Winterraum für bis zu 15 Personen ist ebenfalls vorhanden. Von Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet.
Die Wimbachgrieshütte ist eine berwirtschaftete Schutzhütte der Naturfreunde München mit 19 Plätze in Mehrbettzimmern und 28 Matratzenlager. Übernachtungsrabatte gelten daher ausschließlich für Naturfreunde-Mitglieder. Von Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet.

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Jenner - Watzmann - Hohes Brett

zum Höhenprofil

Charakter / Schwierigkeit:
- gut gesicherter Steig (kein durchgehend versicherter Klettersteig)
- viele ausgesetzte Stellen
- absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig 
- sehr gute Kondition für ~ 2.390 Hm und ca. 24 Km  
- absolute Vorsicht bei Schlechtwetter oder zweifelhaften Verhältnissen
- Orientierung im Abstieg bei schlechter Sicht problematisch
- Bei der Sanierung des Steigs im Sommer 2017 wurden rund 150 Meter Stahlseil in alpinem Gehgelände entfernt und die Sicherungen an den anspruchsvolleren Passagen erneuert.

Ausrüsrüstung
- komplette Klettersteig-Ausrüstung
- ausreichend Proviant und vor Allem Getränke

Beste Jahreszeit:
Ende Juni bis Anfang Oktober je nach dem wie die Schneeverhältnisse sind.