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Zurlonkamm - Via Ferrata Ivano Dibona

(3008 m) 16.09.13

Hoch über Cortina d’Ampezzo führt ein abwechslungsreicher und langer Klettersteig mit Alpinwander-Charakter durch die Cristallogrupp hinüber zum Zurlonkam. Die Kombination aus Klettersteig und Wanderung auf alten Kriegspfaden ist für die lange Tour geradezu perfekt. Wer das mag, ist auf dem Sentiero Ivano Dibona bestens aufgehoben. Die Schwierigkeiten halten sich in Grenzen aber dafür ist die Landschaft, sodann man freie Sicht hat, sehr Eindrucksvoll.

Die "Eiergondel" hinauf zum Rifugio Lorenzi
Monte Cristallo
Die Gondel ist seit Ende 2016 stillgelegt.

Ausgangspunkt
Östlich von Cortina d’Ampezzo
Rio Gere, Parkplatz/Gondelstation am Cristalloliftes (1698 m)
(Berg+Talfahrt € 21,50 / Stand 2013)

"Im Jahr 2011 lief die vierzigjährige Betriebsgenehmigung der Gondelbahn aus, über die das Rifugio Lorenzi versorgt wurde. Nachdem Ende Juli 2016 die letzte Fristverlängerung für den Seilbahnbetrieb ausgelaufen war und daraufhin die Bahn den Betrieb einstellte, schloss auch das Rifugio Lorenzi seine Türen. Im Februar 2018 wurde ein Projekt für eine neue Seilbahn, auch im Hinblick auf eine Olympiakandidatur von Cortina d’Ampezzo für die Olympischen Winterspiele 2026, vorgelegt."
Quelle: Wikipedia

Routenverlauf
ca. 6½ Std.
Rio Gere - Rifugio Son Forca - Forcella Stounies/Rif. Lorenzi (seit Ende 2016 geschlossen) - Forcella Grande - Forcella Padeón - Forcella Alta - Rifugio Son Forca - Rio Gere

Tourenbeschreibung
Heute wollten wir den Klettersteig auf den Cima di Mezzo angehen, doch es kommt anders... lest selbst.
Bei nahezu perfektem Bergwetter starten wir mit einer der ersten Gondeln die uns vom Rio Gere hinauf zum Rifugio Son Forcia bringt. Dort gehen wir am Gasthaus vorbei und kurz hinab zur nächsten Gondel. Eine Zweier-Steh-Gondel, die eher wie eine Eiergondel ausschaut und die Bauweise sowie das Alter der Gondeln welche die Spannung bei der Fahrt deutlich erhöht, bringt uns auf fast 3000Hm. Je weiter wir dieser Höhenmarke entgegen poltern, desto mehr ziehen sich die Wolken am Cima die Mezzo (zweithöchster Gipfel der Cristallogruppe) zusammen. Nach dem Ausstieg in der Forcella Staunis gehen wir kurz hinauf zum Rif. Lorenzi. Der Tiefblick nach Norden von der großen Terrasse ist gigantisch und wäre sicherlich noch eindrucksvoller, wenn die Wolken nicht so tief hängen würden. Vom eigentlichen Tagesziel ist beim Blick nach Südwesten absolut nichts zu erkennen und so entschließen wir uns heute den Marino Bianchi Klettersteig auf den Monte Cristallo nicht zu machen. Stattdessen nehmen wir die alternative Route und gehen auf den alten, wieder instandgesetzten Kriegssteigen über die Via Ferrata Ivano Dibona.
Der Klettersteig beginnt direkt hinter der Bergstation der Gondel. Um kurz vor 10 Uhr starten wir dann endlich die heutige Tour. Über eine Metalltreppe, Leitern und ein paar kurze Tunnel erreichen wir schnell die etwa 30 Meter lange Hängebrücke. Auf dem Weg dorthin haben wir -in der dichten Wolkensuppe- bereits rund 25 Personen überholt. Und das war erst die Hälfte der riesen Gruppe. Nach der Hängebrücke folgt ein kurzer Aufschwung, danach gehen wir den Markierungen folgend auf dem Grat hinüber zur Abzweigung auf den Cristallo d’Ampezzo (auch Cristallino). Da die Sicht eh gleich Null ist, lassen wir diesen 3008 Meter hohen Gipfel, der in knapp 15 Minuten erreicht ist, aus. Also gehen wir rechts, den Stahlseilen und Leitern folgend, steil hinunter in den Forcella Grande. Hier zeigt sich, dass wir uns richtig entschieden haben, denn neben der stark eingetrübten Sicht (total in Wolken) hat es auch noch Schnee und einige Stellen sind vereist, was das Gehen ein wenig spannender macht. Die abgespeckten Stellen fallen dabei nicht mehr wirklich auf. Insgesamt war dies der schwierigste Abschnitt der heutigen Tour.
Im Forcella Grande halten wir uns unbedingt links des Gratrückens, wir gehen nicht auf selbigem, auch wenn dort Steigspuren hinauf führen. Der Weiterweg folgt dem Pfad an den ersten alten Unterständen vorbei, die jedoch durch die tiefhängenden Wolken von hier aus nicht zu sehen sind. Weiter an den Ruinen einer kleinen Felsenstadt aus Kriegszeiten vorbei und auf einen mächtigen Geröllhaufen hinauf, der Cresta Bianca. Von hier weiter den Steigspuren folgend durch die Südflanke über viel loses Geröll wieder hinunter in die nächste Scharte. Nun weiter in stetigem Auf und Ab durch die Südflanken.
Sehr Eindrucksvoll stellt sich die Querung des Padeon dar. Geht es hier über ausgeprägte Felsbänder, wahnwitzig angelegte Bretterwege und vorbei an verfallenen Hüttenresten, die an den unmöglichsten Stellen angebracht wurden, hinüber in Richtung Forcella Padeón auf 2767 m. Hier hat es neben völlig verfallenen Unterständen auch eine noch gut zu erkennende Baracke (Ricovero Buffa di Perrero). Diese Hütte ist jedoch ziemlich zugemüllt und macht auch keinen wirklich stabilen Eindruck auch wenn die Deckenbalken unmöglich aus dem ersten Weltkrieg stammen können.
Der weitere Weg ist stellenweise versichert und es folgen auf den Felsbändern noch viele spannende sowie ausgesetzte Stellen. Schon bald erreichen wir die Forcella Alta (2687m) und ab hier wird es richtig steil und unangenehm rutschig. Wir folgen einer riesigen Schuttreise nach Süden hinunter, halten uns dabei links und hangeln uns an den -mittlerweile- zu hoch angebrachten Versicherungen Talwärts. Bei viel Verkehr möchten wir hier nicht wirklich Absteigen, poltern doch immer wieder kleinere bis mittlere Felsbrocken die Rinne hinunter. Auf halber Höhe verzweigt sich dann der Weg. Nach rechts gelangt man in etwa 4 Std. über die Forcella Bassa zum Ospitale (Weiterweg des Sentiero Ivano Dibona über den Zurlonkamm). Geradeaus, also weiter hinunter, kommen wir dann zurück zum Rifugio Son Forca. Wir nehmen den weiteren Abstiegsweg zurück zum Rifugio und folgen den Wegspuren durch das sehr steile und geröllige Gelände. Als es endlich flacher wird, folgen nochmals ein paar versicherte Stellen, bevor es dann durch Latschen und weite Geröllfelder in Richtung des Hochtals Alpe Padeon geht. Nach einem wirklich flachen Stück in einem mächtigen Geröllfeld geht es auf schmalem Pfad nochmal durch Latschen, vorbei an einer alten Telegrafenstation und wieder aufwärts in südwestl. Richtung. Schon bald müssen wir die Ausläufer der Staunis Schlucht queren, dann noch einmal kurz und steil -teilweise auf der Piste- hinauf zum Rifugio Son Forca.
Hier gönnen wir uns eine Pause, freuen uns auf einen heißen Kakao und eine deftige Gulaschsuppe. Geschmacklich war beides OK, doch die Temperatur ließ sehr zu wünschen übrig. Das Weißbier hat dafür die Lebensgeister wieder in Schwung gebracht. Nun noch ein paar Meter zurück zur Gondel und ab geht´s ins Tal.
Alles in allem eine tolle Tour, auch wenn dies nur die Alternativtour war, so ist die Via Ferrata Ivano Dibona für trittsichere und schwindelfreie Bergsteiger eine absolut empfehlenswerte Tour. Wenn das Wetter und die Aussicht passen... einfach perfekt! Eine Wiederholung, dann in Kombination mit dem Cristallosteig, ist nicht ausgeschlossen.

Kurz vor der Forcella Alta
Zurlonkamm - Via Ferrata Ivano Dibon

Charakter / Schwierigkeit:
- gut versicherter Steig  
- absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig (viele ausgesetzte Stellen) 
- sehr gute Kondition 
- absolute Vorsicht bei Schlechtwetter oder zweifelhaften Verhältnissen
- Orientierung im Abstieg bei schlechter Sicht problematisch
-sehr steile Rinne im Abstieg

Ausrüstung:
- komplette Klettersteig-Ausrüstung
- ausreichend Proviant und Getränke

Beste Jahreszeit:
Ende Juni bis Anfang Oktober je nach dem wie die Schneeverhältnisse sind.