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Ötztaler Wildspitze und Fuldaer Höhenweg

(3772 m) 04. - 10.09.2022

Eine leichte bis wenig schwierige Hochtour (PD und WS) führt uns aus dem Pitztal über das Taschachhaus hinauf zur Ötztaler Wildspitze. Diese wurde bereits 1848 durch Leander Klotz und einem unbekanntem Gefährten erstbestiegen. Der Gipfel ist der höchste in Nordtirol und zugleich der gesamten Ötztaler Alpen, jedoch nach Großglockner nur der zweithöchste Berg Österreichs.
Vom Taschachhaus steigen wir unter dem Urkundkopf hindurch, vorbei am durch die Gletscherschmelze entstandenen "Taschachsee" hinauf an den Taschachferner. Mit Steigeisen geht es nun über den ausgeaperten Gletscher aufwärts und später in Seilschaft weiter auf den Hinteren Brochkogel zu. Vor diesem herum in einen Sattel. Über Geröll, blockigem und plattigem Gelände steigen wir zuletzt über den Südwestgrat dem 2010 erneuerten Gipfelkreuz am Südgipfel der Wildspitze entgegen. Auf dem Herweg geht es dann zurück ans Taschachhaus.
Zum Abschluss der Tourenwoche steigen wir nicht einfach auf bekanntem Weg hinunter ins Tal, sondern wählen einen landschaftlich tolle Alternative über den rund 8 Km langen Fuldaer Höhenweg zum Rifflsee hinüber und von dort zurück ins Tal an den Ausgangspunkt der Tourenwoche.

Wildspitze
Wildspitze

Ausgangspunkt
Mandarfen im Pitztal
Parkplatz Rifflseebahn ca. 1670 m
(Stützpunkt: Taschachhaus - 2.434 m)

Routenverlauf
Aufstieg: Parkplatz - Taschachalm - Brücke Taschachbach - Talstation Materialbahn Taschachhaus - Taschachhaus
Gipfeltour: Taschachhaus - Eissee - Taschachferner - Wildspitze - Taschachferner - Eissee - Taschachhaus
Abstieg Fuldaer Höhenweg: Taschachhaus - Sexegertenbach - Hinterer Eiskastenbach - Eiskastenbach - Rotschliffbach - Abzweig Zirbensteig - Rifflsee - Riffelseehütte - Hirschtallift - Brücke über die Pitze - Parkplatz

Tourenbeschreibung
Aufstieg:
ca. 3 Std., ~760 Hm↑, ~ 10 Km
Nachdem sich die gesamte Mannschaft in Mandarfen im Pitztal eingefunden hatte, die Rucksäcke für den Transport hinauf auf das Taschachhaus verladen waren, starten wir am Parkplatz der Rifflseebahn den Aufstieg zum Taschachhaus. Dort wird für die kommenden Tage unser Stützpunkt sein. Auf dem Weg hinauf hat es am Wegesrand zahlreiche Schaubilder samt Beschreibungen, die deutlich aufzeigen, wie stark der Taschachferner in den letzten Jahrzehnten an Substanz verloren hat und sich immer schneller und weiter auf dem Rückzug befindet.
Zunächst queren wir eine Brücke und wandern an der Bergrettungsstation vorbei leicht bergan in Richtung Süden und dem Taschachtal entgegen. Auf breiten Fahrweg wandern wir nun oberhalb des Weilers Mittelberg vorbei, langsam nach Südwesten eindrehend und oberhalb der Talstation des Gletscherexpress (gegenüberliegenden) ins Taschachtal hinein. Nach einem guten Kilometer leitet der Weg an der bewirtschafteten Taschachalm vorbei und auf ~1790 m über den Taschachbach hinweg. Nun zieht der geschotterte Fahrweg vorbei an einem Staubecken entlang des Bachs weiter hinauf wobei wir nur langsam an Höhe gewinnen. Nach gut 1 ½ Stunde wandern wir am Abzweig Zirbensteig, der nach rechts (westlich) abzweigt vorbei, und nähern uns nach weiteren 30 Minuten der Talstation der Materialseilbahn auf rund 2040 m. Je nach Karte leiten ab hier zwei Wege hinauf. Einer leitet nach der Talstation nach rechts über den Bach auf die westliche Seitenmoräne hinauf und auf dieser entlang weiter hinauf zum Taschachhaus (ist im Mittelteil durch einen Bergsturzes im Mai 2012 auf Höhe des Sextenbachs zerstört). Der zweite (unser Weg) bleibt geradeaus und führt markiert weiter auf der linken Taschachbachseite talein. Auf einem guten Bergpfad steigen wir durch die geröllige Landschaft und queren den Bach auf ca. 2130 m. Danach steilt das Gelände zunehmend an und wir betreten eine weitere Seitenmoräne. Etwa 90 Hm später leitet der Pfad unmittelbar auf deren Kante empor und weitere gut 60 Hm danach im zickzack steil durch den Schotter hindurch. Dort vereint sich unser Weg mit dem "verschütteten" Pfad und leitet nun die letzten Meter hinauf an Taschachhaus hinauf. Das Taschachhaus ist eine sehr komfortable Berghütte der Sektion München des DAV.
Dort angekommen, richten wir uns für die kommenden Tage auf der Hütte ein, bei der wir uns für die anstehenden Hochtour hinauf auf die Ötztaler Wildspitze vorbereiten. Wir genießen den Luxus von 4-er Zimmerlagern 😎.

Gipfeltour:
ca. 10 Std., ~1350 Hm ↑↓, ca. 15 Km
04:00 Uhr, der Wecker klingelt, wir machen uns sehr wortkarg und doch voller Vorfreude schnell fertig für die heutige Tour hinauf zur Wildspitze. Nach einem schnellen Frühstück, steigen wir im Schein der Stirnlampen auf den vom Vortag her bekannten Bergpfad (Ausbildungstouren zur Vorbereitung, Spaltenbergung & Co.) gen Taschachferner. Die Spannung steigt und bei erreichen der Gletscherzunge am Taschachferner legen wir die Steigeisen an. Danach steigen wir immer noch im Lichtkegel unserer Lampen in die Morgendämmerung und weiter über den ausgeaperten Gletscher aufwärts. Zunächst geht es nach Osten, ab 3040 m drehen wir in einem großzügigem Bogen nach Süden ein. Gegen viertel vor sieben, wird es auf ~3150 m dann Zeit die Gruppe in Seilschaft zu nehmen und von nun an im Gänsemarch, wie an einer Perlenschnur, weiter in Richtung Hinterer Brochkogel und später der Petersenspitze aufzusteigen. Auf etwa 3350 m dreht der Weg erneut nach links und wir folgen nun mit der Sonne im Gesicht (sodann sie es durch die Wolken schafft) nach Südwesten und halten dabei bereits auf die Wildspitze zu. Im weiteren Verlauf steilt es deutlich auf und wir erreichen über das Firnbecken nördlich des Mitterkarjochs den Sattel am Südwestgrat. Hier deponieren wir unsere Rucksäcke machen eine kleine Pause und steigen über den Grat hinauf auf den Südgipfel der Wildspitze. Von hier betrachtet schaut der Gipfel eher aus wie ein mächtiger Schutthaufen. Neben dicken Brocken hat es viel kleinsplittrige Steinchen und Sand, die sich durch Schmelz und Regenwasser zu einem ordentlichen Batz vereint haben.
Über blockiges und plattiges, felsiges Gelände steigen und kraxeln wir empor, meistern dabei eine etwas ausgesetzte Stelle und stehen schlussendlich am Gipfel mit seinem mächtigen und glänzendem Gipfelkreuz. Auf dem Weg herauf kamen uns zahlreiche Bergsteiger entgegen, die wohl die kürzere Route über die Breslauer Hütte gewählt hatten. Dafür hatten wir bei der Ankunft den Gipfel für uns alleine. Schade nur, das die mehr und mehr zuziehenden Wolken keine richtige Aussicht zulassen, doch so ist´s eben bei Freiluftaktivitäten. Das heutige Gipfelkreuz wurde im August 2010, 77 Jahre nach Aufstellung des ersten Kreuzes, durch Venter Bergführer und mit Hilfe eines Helikopters ersetzt. Das alte wurde renoviert und südöstlich der Rofenhöfen auf ungefähr 1995 m aufgestellt.
Nachdem jeder seinen Satz Bilder versucht hat, steigen wir über den Südgrat zurück in den Sattel, machen nochmal beim Zusammensuchen unserer Sachen und erneutem Anseilen eine weitere Pause. Danach folgen wir unserer Aufstiegsspur im Schnee zurück über den Taschachferner. Dabei bieten sich immer wieder tolle Gelegenheiten, die wir heute Früh mangels Licht nicht hatten, einen Blick in die Gletscherspalten zu werfen. Die Gletscherwelt ist schon sehr beeindruckend und es ist schade, das diese so langsam verschwindet. Blicke in tiefe Spalten, kleine Seen, Wasserfälle die senkrecht ins Eis stürzen (dabei den Gletscher weiter schwächen), Gletscherbrücken, Wasserrinnen in Eis und Schnee... eine wilde Ladschaft bietet sich unseren Augen, spannend, schön und doch Respekt einflößend - einfach toll!
Über den Taschachferner geht es, nachdem wir alle wieder ausgebunden sind, talwärts ans Taschachhaus. Die Zacke der Steigeisen beißen sich dabei in die ausgeaperte Eisschicht und wir kommen zügig voran. Etwa an gleicher Stelle wir heute früh in der Dunkelheit legen wir die Steigeisen ab und wandern auf bekanntem Weg zurück zu unserer Bergunterkunft. Ohne die Stahlzacken an den Bergschuhen fühlen wir uns so richtig leicht. In der Hütte genehmigen wir uns zunächst noch eine Erfrischung und diverse andere leckere Dinge (Kaiserschmarrn ist der Hammer), bevor wir uns auf die abendliche Hüttenroutine einlassen. Ein herrlicher Tag mit einer tollen Bergerfahrung neigt sich dem Ende - schee war´s und weil heute alle recht früh aus den Federn waren, geht´s heute auch zeitig dorthin zurück.

Abstieg über den Fuldaer Höhenweg
ca. 5-6 Std., ~290 Hm↑ ~900↓, ca. 10 Km,
Für den letzten Tag steht nur noch der Abstieg an. Hierfür entscheiden wir uns gegen den unmittelbaren Abstieg auf dem Herweg, sondern nehmen den Fuldaer Höhenweg unter die Bergstiefel. Vor uns liegt eine aussichtsreiche Panoramawanderung durch meist unschwieriges, alpines Gelände vom Taschachhaus zur Riffelseehütte.
Unser schweres Gepäck wird per Bahn ins Tal befördert und so starten wir nach einem späten Frühstück. Nach kaum 400 m queren wir den Sexegretenbach und folgen dem nach Norden eindrehenden Fuldaer Höhenweg in Richtung Riffelseehütte. Nach der Bachquerung weiter leicht steigend auf gutem Bergpfad und grasdurchsetztem Felsengelände. Unterwegs lassen sich Früh am Morgen auch zwei Steinböcke ablichten und kurz drauf passieren wir den Hinterer Eiskastenbach. Danach steigt der Pfad gut 60 Hm an, umgeht damit das Gebiet des Felssturzes vom Mai 2012. Der neue bzw. Ersatzweg leitet in gutem Abstand um diese Stelle herum. Nun weiter vorbei an einer markanten, betonierten Wegmarke unterhalb des Vorderen Köpfle, an den Abzweig zum Offenbacher Höhenweg. Kurz danach leitet der Steig kraxelig zurück und hinunter auf den alten Bergsteig. Im weiteren Verlauf queren wir noch den Eiskastenbach und Rotschliffbach bevor wir den Abzweig nach rechst in den Zirbensteig erreichen. Auf dem Höhenweg bleibend erreichen wir kurze Zeit und gute zwei Kilometer später den Rifflsee. Dort nach rechts über den Rifflbach und hinunter an die Riffelseehütte der Sektion Frankfurt/M. des DAV.
Nach einem fast obligatorischen Einkehrschwung, wandern wir der Beschilderung folgend zurück ins Tal nach Mandarfen. Vorbei an der Talstation der Sunna Alm Bahn verlassen wir das Rifflseegebiet. Auf einem guten Bergsteig, der uns im weiteren Verlauf in vielen engen Serpentinen recht steil die nächsten 550 m in Tal leitet. Im Talgrund halten wir uns dann rechts und wandern rechtsherum kurz zurück nach Mandarfen an den Parkplatz an der Rifflseebahn.
Allein die Aussicht vom Fuldaer Höhenweg hinab ins Tal und in die gegenüber liegenden Bergspitzen machen diesen Abstiegsweg zur lohnenden Tour!

Aussicht von Südgiüpfel der Wildspitze nach Norden
Beschreibung

Abstieg Wildspitze
Beschreibung

zum Höhenprofil

Charakter / Schwierigkeit:
- Leichte bis wenig schwierige Hochtour (PD und WS nach der Hochtourenbewertung)
- Bergpfade, wegloses und Gletschergelände, ggf. Firnfelder
- absolute Trittsicherheit (auch mit Steigeisen) und Schwindelfreiheit erforderlich
- Kletterstellen bis I (UIAA-Skala)
- Kondition für ~1350 Hm und ca. 16,55 Km  

Ausrüstung:
- Hochtourenausrüstung

Beste Jahreszeit:
Juli bis Mitte September