Kahlersberg und Schneibstein
(2350 m / 2276 m) 10.06.16
Eine lange, abwechslungsreiche und anspruchsvolle Bergtour führt uns im Hagengebirge in den Berchtesgadener Alpen hinauf auf den Kahlersberg und über den Schneibstein. Für diese Runde startet man auf leichten Wanderwegen, benutzt schöne Bergpfade und kraxelt über einen kurzen Teils versicherten Steig (Mausloch) auf den Kahlersberg. Die Schwierigkeiten nehmen mit der Höhe zu, beim Abstieg eben genau anders herum. Vom Gipfel hat man beste Aussicht.....
Der Kahlersberg
Ausgangspunkt
Schönau am Königssee
Parkplatz Hinterbrand
(ca. 1130, 4 €/Tg., Stand 2021)
Routenverlauf
Parkplatz - Mittelstation - Wasserfall-Alm - Enzianhütte - Priesbergalm - Stiergraben - Hochgschirr - Mauslochsteig - Kahlersberg - Mauslochsteig - Hochgschirr - Seeleinsee - Seeleinalm (verf.) - Windscharte - Schneibstein - Torrener Joch / Carl-von-Stahl Haus - Schneibsteinhaus - Wasserfallalm - Mittelstation - Parkplatz
ca. 10 ½ - 11 Std.
Tourenbeschreibung
Vom Wanderparkplatz Hinterbrand marschieren wie über den Königsweg über eine Bachschlucht und eine Forststraße querend hinüber zur Jennerbahn-Mittelstation. An dieser vorbei und recht flach auf einem Almweg an der Wasserfallalm vorbei und westseitig um den Jenner herum. Kurz hinab zur Einmündung in den Almweg, der von der Königsbachalm heraufkommt und sogleich wieder Steil bergan zur nächsten Verzweigung. Hier nun rechtshaltend teils steil weiter dem Almweg an der Enzianbrennhütte und dem Priesberger Moos vorbei zu den Priesbergalmen. Das Gelände legt sich nun deutlich zurück und führt fast flach an den Kasern der Priesenbergalm vorbei. Durch die tief hängenden Wolken, lässt sich nicht eine Spitze des Watzmannmassivs erblicken. Schade, den die Aussicht müsste ansonsten gewaltig sein. Bei der Verzweigung gehen wir gerade aus und wandern am Ende des Weges auf einem Wiesenpfad flach weiter. Am Waldrand angekommen, steigen wir in den Abwärtsgraben hinab, queren den Bach und auf der anderen Seite wieder hinauf. Nun einfach weiter dem guten Pfad folgend hinüber in den Stiergraben. Die kleine Lichtung im Wald ist teil der alten Roßfeldalm (ehem.). Im Stiergraben ist eine unbeschreiblich schöne, wilde und ursprüngliche Landschaft erhalten geblieben. Am oberen Ende hat es noch größere Altschneefelder, unter denen sich der Weg versteckt. Also müssen wir uns den Weg durch Schneereste, Fels durchsetztes Gehgelände und erste Blöcke suchen. Auch unser erstes Tagesziel liegt mächtig aufragend vor uns. Schnell erreichen wir auf rund 1820 m einen Schilderbaum. Nach Links geht es hinüber zum Seeleinsee, an diesem wollen wir später in Richtung Schneibstein weiter wandern. Nun geht es erstmal weiter über die Schneereste und durch das Blockgelände irgendwie hinauf ins Hochgschirr, dem Sattel zwischen Kahlersberg (Osten) und Lafeldkopf (Westen). Auf dem Weg dorthin treffen wir auch das ein oder andere Mal auf den Weg und wissen so, dass unsere Wegfindung nicht verkehrt ist.
Auf etwa 2000 Metern erreichen wir das Hochgschirr und den nächsten Wegweiser. Wir verkrümeln uns für eine kurze Pause hinter den mächtigen Felsblöcken.
Für den Weiterweg suchen wir uns wieder irgendwie einen Weg durch das Blockgelände hinüber zu einem deutlichen Pfad, der durch die Schutthalden des Kahlersberg hinüber zum Mauslochsteig verläuft. Es wird nun hochalpin, stellenweise sehr steil und ausgesetzt. Trittsicherheit sollte vorhanden sein, sonst geht der Spaß verloren. Stellenweise mit Stahlseil versichert, führt der Steig durch die steil abfallende Westflanke des Kahlersbergs. An der engsten und ausgesetztesten Stelle des Steigs befindet sich das namensgebende Mausloch. Hier ist absolute Schwindelfreiheit unabdingbar! Nach gut 200 Hm wird es wieder einfacher und man steigt in Serpentinen durch eine, mit großen Grasflächen durchsetzte Felslandschaft dem Gipfel entgegen. Wer unterwegs aufmerksam ist, kann im Süden den Röthbachfall (mit 470 m Fallhöhe Deutschlands höchste Wasserfall) gut ausmachen. Eigentlich sollte es heuer warm werden, doch auf über 2000 m, einem kalten Westwind und durch viele, tief hängende Wolken verdeckte Sonne will es einfach nicht warm werden. Weiter oben hat es auch noch vereinzelte Schneefelder, die ebenfalls den Weg verdecken und so müssen wir uns auch hier allein zurechtfinden, was mit ein wenig Orientierungssinn kein Problem darstellt. Eine gefühlte Ewigkeit später taucht dann das Gipfelkreuz auf und gut 4 Stunden nach dem Start in Hinterbrand haben wir den Gipfel auf 2350 m erreicht.
Durch die wenig sommerlichen Temperaturen gibt´s am Gipfel nur eine kurze Brotzeit. Durch die Wolkenlücken können wir immer wieder Teile der umliegenden Berglandschaft erhaschen. Bei klarer Sicht wird das eine grandiose Aussicht vom Hohen Göll über das Hagengebirge, Hochkönig, Funtenseetauern, Steinerne Meer und den Watzmann sein.
Nach einer knappen halben Stunde brechen wir zum ersten Abstieg auf. Über den Aufstiegsweg zurück über den Mauslochsteig zum Hochgschirr und weiter durch das Blockgelände und die Altschneefelder hinunter zum kleinen Seeleinsee (Schilder „Schneibstein, kleine Reibn“). Am See wandern wir links kurz vorbei, folgen dem Pfad zwischen Fangstein (links), Hochseeleinkopf und Schlumkopf (beide rechts) vorbei und durch wildes Gelände in Richtung Windschartenkopf. Wäre hier nicht noch so viel Schnee gelegen und wir etwas aufmerksamer unterwegs gewesen, hätten wir uns eine gute halbe Stunde Zeit und einen unnötigen Verhauer sparen können.
An der Verzweigung einfach weiter in Richtung Schneibstein, Schilder weisen den Weg. Wer mag kann hier noch den Windschartenkopf mitnehmen. Das müssen wir heuer nicht mehr haben, auch weil das Wetter immer weiter zu zieht.
Auf gutem Pfad geht es weiter bergauf und mit Blick auf Jenner und die Bergstation hinüber zum Gipfel des Schneibstein, einem Hochplateau mit zwei kleinen Kreuzen. Hier schlagen wir nur kurz an und machen uns direkt an den doch recht mühsamen Abstieg. Anfangs recht steil und steinig, aber ohne Einsatz der Hände zu meistern steigen wir auf dem Pfad durch Latschen bis zum schon länger sichtbaren Carl-von-Stahl-Haus (Stahlhaus) und ins Torrener Joch ab. An diesem vorbei und hinunter zum Schneibsteinhaus. Unser Plan, dort eine letzte Pause einzulegen zerplatze, weil die Hütte zu hatte. Wieder rauf zum Stahlhaus... ne, heute nicht mehr. So futterten wir am Wegesrand beim Schneibsteinhaus endlich in der Sonne unsere Rucksäcke leer und folgen dann der teils steilen Bergstraße durch den Königsbergraben bergab in Richtung Königsbachalm. Auf etwa 1300 m treffen wir auf den Königsweg, auf dem wir heute Früh heraufgekommen sind und folgen diesem nun zurück. Es geht nochmal steil hinab, dann queren wir den Königsberggraben und wandern an Strubalm, Wasserfallalm und Jennerbahn-Mittelstation vorbei zum Parkplatz in Hinterbrand.
Nach insgesamt 11 Stunden erreichen wir wieder den Ausgangspunkt der heutigen Tour und müssen sagen: Toll, was für eine Bergfahrt. Die Anstrengung heute hat sich für uns wirklich gelohnt, auch wenn das Wetter und damit die Sicht besser hätten sein können. Alles in Allem eine super Tour die viel Abwechslung und viele unterschiedliche Aussichten bietet.
Panorama etwas unterhalb des Hochgschirrs in Blickrichtung Norden.
Vom Gipfel der Blick nach Süden.
Charakter / Schwierigkeit:
- schwere und lange Bergtour (Mauslochsteig einige Stahlseile)
-Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit erforderlich
- gute Kondition (insgesamt ca. 1.800 Hm und ~24 Km Wegstrecke)
Ausrüstung:
- komplette Bergtourenausrüstung
- ausreichend Proviant und vor Allem Getränke
Beste Jahreszeit:
Ende Juni - Ende Oktober - Schneelage beachten!