Innsbrucker Klettersteig - Kemacher
(2480m) 08.07. / 04.08.03 / 14.09.19
Der Innsbrucker Klettersteig ist einer der "Klassiker" in den Nordalpen. Dementsprechend ist dieser Steig auch gut besucht und man wird ihn selten alleine erleben.
Der als mittelschwer bis schwer eingestufte Klettersteig führt weitestgehend dem Gratverlauf folgend über 4 Gipfel auf den Kemacher (oder auch Kemacherspitze). Der Zustieg ist bequem in wenigen Minuten geschafft, wenn man sich mit der Godel der Nordkettenbahn bis ins Hafelekar hinauf transportieren lässt.
Der zweigeteilte Steig endet entweder im langen Sattel oder zwei weitere Gipfel später und zusätzlichen 1½ Std. Zeitbedarf im Frau Hitt-Sattel. Wer "for free" parken möchte sollte an schönen Wochenenden früh an der Bahn sein.
Für die komplette Begehung benötigt es neben Klettersteigerfahrung auch eine gute Kondition.
Innsbrucker Klettersteig / Kemacher
Schwindelfreiheit ist auf diesen Steig ein absolutes Muss.
An einigen Passagen hat man sehr viel Luft unterm Hintern.
Ausgangspunkt
Innsbruck
Parkplatz Seilbahn Hungerburg
(Direkt an der Talstation ist Parken kostenlos, etwa 150 m vor der Station
werden € 7,00 für das Tagesticket fällig.
Das Klettersteig-Ticket: Hungerburg ->
Hafelekar - Seegrube -> Hungerburg kostet € 27,50 p.P., Stand Sept 2019 - 2003 waren das noch ~€ 16,00)
Routenverlauf
1. Möglichkeit Teil - 1:
ca. 5 Std.
Bergstation Hafelekar
- Seegrubenspitz (2.350m) - östliche Kaminspitze (2.432m) -
Mittlere Kaminspitze (2.435m) - Westliche Kaminspitze (2.445m)
- Seufzerbrücke - Kemacherspitze (2.480m) - langer Sattel (2.258m)
- Schmidthubersteig - Bergstation Seegrube
2. Möglichkeit Teil - 2:
ca. 1 ½ Std.
wie oben + 2 Teil des Stiegs ca.
1,5 Std. - vom langen Sattel zur östlichen Sattelspitze (2.369m)
- Westliche Sattelspitze (2.339m) - Frau Hitt - Frau Hitt Sattel -
Schmiedhubersteig - Bergstation Seegrube
Tourenbeschreibung
Bequem fahren wir mit der Gondel der Nordkettenbahn hinauf zur Bergstation Hafelekar. Nach Verlassen der Bergstation halten wir uns links und wandern zunächst ohne große Höhenunterschiede nach Westen und dem Einstieg entgegen. Auf einer kleinen Kuppe unmittelbar vor dem Einstieg legen wir unsere Ausrüstung an und schauen den bereits wartenden zu. In der Schlüsselstelle (C) gleich zu Beginn "hängt" eine Familie mit einen für diesen Steig zu kleinem Kind fast fest. Leider versteht der Mann nicht, wie das Kind vernünftig nachzuführen ist und so dauert deren Aufstieg sehr sehr lange. Was in der Schlange zu deutlichen Unmut führte. Da wir uns hier nicht anstellen wollen, es sind etwa 25 Klettersteigler vor uns, umgehen wir das Einstiegswandl und klettern rechts in der Rinne in einem Linksbogen hinauf auf den Klettersteig. Dabei gilt es jedoch die ersten Meter ohne jeglicher Versicherung im I bis II Grad seilfrei zu durchklettern.
Zurück auf dem Klettersteigweg wird das Gelände bald flacher und wir wandern, steigen und kraxeln
dem ersten Gipfel entgegen. Die Seegrubenspitze ist nach wenigen Minuten überschritten und es folgt ein erster versichertet Abstieg in die Scharte vor der östliche Kaminspitze. Aus der kleinen Scharte steigen wir auf der anderen Seite teilweise versichert und durch eine sandige Rinne auf einen kleinen Buckel. Dort geht es scharf rechts herum, an einem markanten Pfosten vorbei hinauf in die bereits sichtbare Östliche Kaminspitze. Doch zuvor gilt es noch einen plattigen Grat (B/C) und ein kurzes Gratstück (B/C) zu meistern. Schaut man nun vom zweiten Gipfel nach Osten, so hat man einen tollen Blick auf den weiteren Wegverlauf hinüber zum Kemacher. Hinüber zur Mittlere Kaminspitze ist es nur ein kurzes Stück ebenfalls gut versichertes Wegstück. Von der Mittleren Kaminspitze steigen wir (B) in einen Spalt hinunter und klettern diesen auf den anderen Seite kurz und steil (C) aufwärts. Danach geht es wieder einfacher am Grat entlang bevor es kurz an einem Block nochmal etwas schärfer wird und dann sogleich die Östliche Kaminspitze erreicht wird. Von der Östlichen steigen wir nun in die nächste Scharte hinunter und erreichen eine kleine, wackelige Hängebrücke. Die sog. Seufzerbrücke ist ein beliebtes Fotomotiv. Von da an geht es über gestuftes Gelände dem Kemacher entgegen. Nie schwieriger als A/B kraxeln wir dem heutigen höchsten Punkt der Tour entgegen und haben unterweg sogar das Glück, an diesem doch stark begangenen Steig, drei Steinböcke zu erleben.
Vom Gipfel des Kemacher hat man eine grandiose Aussicht Mieminger Kette, Wettersteingebirge, Arnspitzgruppe, Karwendel,
Zillertaler-, Stubaier- Ötztaleralpen. Bei einer solchen Aussicht schmeckt die Brotzeit gleich doppelt gut.
Nach der Pause folgt zunächst der Abstieg in den Langen Sattel. Über einen zackigen Grat geht es, stellenweise recht steil hinab. An einem plattigem Fels und viel Luft unterm Hintern
wird es nochmal spannend (B/C). An dieser Stelle sollte man wirklich keine Probleme
mit der Höhe und schönen Tiefblicken haben. Es geht sehr ausgesetzt
ein kurzes Stück senkrecht abwärts, es folgt ein schmaler
Grat, bei dem es auf beiden Seiten direkt in den Abgrund geht. An dieser Stelle sind 2 Sicherungsseile montiert und es ist volle Konzentration gefordert,
denn wer will schon unbedingt ausprobieren, ob das Klettersteigset
auch wirklich funktioniert. Danach wird das Gelände zunehmend einfacher und wir erreichen nach insgesamt 3 Stunden 20 den Langen Sattel. Die Wiese im Sattel lädt ein zum Sonnenbaden, doch wir wollen noch den zweiten Teil des Steigs mitnehmen und so wandern wir auf dem gut sichtbaren Pfad der Östlichen Sattelspitze entgegen. Der zweite Teil ist zwar kürzer, doch auch deutlich anspruchsvoller. Es gilt mehrere C Stellen und als Abschluss eine senkrechte, leicht überhängende Wand C/D zu durchsteigen.
Der Einstieg zum zweiten Teil des Innsbrucker Klettersteigs beginnt unmittelbar neben der Östlichen Sattelspitze. Den kurzen Aufschwung auf die Spitze lassen wir aus und wandern rechts um diese herum und über einen Rücken auf den deutlichen Klettersteighinweis zu. Am Schild geht es direkt kraxlig los und kurz darauf führt das Stahlseil steil abwärts. Nun zieht der Klettersteig in stetigem Auf und Ab hinunter, um Ecken herum, in Scharten hinein und erneut aufwärts vor einer fast senkrechten Wand in eine plattige Rinne. Oben angekommen ist die Westliche Sattelspitze erreicht. Das ist für heute auch der siebte und damit letzte Gipfel auf der Tour über den Innsbrucker Klettersteig. Im weiteren Verlauf klettern wir nun über eine steile Kante (C) und durch eine plattige Rinne (C) zur letzten schweren Klettersteigstelle hinunter. Dort erwartet uns eine leicht überhängende, bestens versicherte Wand (C/D) die uns mit Hilfe vieler Klammern und ein paar Stiften hinunterleitet. Ist diese Stelle geschafft, nimmt die Schwierigkeit sofort ab und es geht kraxelig um Frau Hitt herum in den gleichnamigen Sattel. Im Frau-Hitt-Sattel halten wir uns an der Kreuzung links und wandern in Richtung Osten über den Schmidthubersteig hinüber zur Seegrube. Zu Beginn erfordert der Steig nochmals unsere Aufmerksamkeit. Auf absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit weist auch ein OEAV-Schild hin, was sich direkt nach diesem auch gleich erfahren lässt. Steil, unwegsam, ruppig und geröllig zieht der Steig hinab. Einige kurze, kleine Gegenanstiege kann man dabei vernachlässigen. Dieser Rückweg zieht sich deutlich in die Länge, doch eine herrliche Aussicht entschädigt ein wenig für den Hatscher. Kurz vor erreichen der Seegrube auf etwa 1930 m geht der Schmidthubersteig in den Brauneggsteig über und das Gelände steigt allmählich wieder an. Hier trifft auch der Bergpfad vom Langen Sattel herunterkommend auf unseren Weg. Bald wird der Weg breiter und zum Ende ist er dann zu einem richtigen (Touristen)-Wanderweg ausgebaut. Auf diesem geht es nun in wenigen Minuten zur Bergstation an der Seegrube.
Nach knapp 6 Stunden lassen wir die Berg- und Klettersteigtour über 7 Gipfel und den Innsbrucker Klettersteig in der Nordkette in der warmen Nachmittagssonne bei einem spritzigen Weißbier ausklingen und stellen fest: Diese Bergfahrt hat sich gelohnt. Gratwege bieten zu beiden Seiten des Berges einfach tolle Ausblicke und das gespickt mit einem Klettersteig, würzt eine solche Unternehmung nochmals. Ein perfekter Bergtag geht zu Ende! Jetzt nur noch eine Abfahrt mit der Nordkettenbahn, dann ist wirklich Schluss für heute.
Charakter / Schwierigkeit:
- gut gesicherter mittelschwer bis schwerer Klettersteig (B/C)
-Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich
- an einigen Stellen ausgesetzt und sehr luftig
- bei schönem Wetter und ausreichend Sicht eine empfehlenswerte
Tour
- zweiter Teil schwerer als der erste Teil (C/D)
Ausrüstung:
Klettersteig-Ausrüstung (Klettergurt, Klettersteigset, Helm,
Handschuhe)
Beste Jahreszeit:
Ende Mai bis Ende September