Ammergauer Kreuzspitze, Kuchelbergkopf, Kuchelbergspitze
(2184 m, 2026 m, 2020 m) 08.11.2021
Eine tolle, aussichtsreiche und relativ einsame Bergtour führt uns ins Herz der Ammergauer Alpen. Diese lange, wirklich eindrucksvolle Bergtour erfordert bei der Überschreitung den ausdauernden Berggänger. Die längste Zeit verbringt man dabei am und auf dem Kuchelbergrücken. Die beste Aussicht hat man vor allem von der Kreuzspitze und dem langen Kuchelbergrücken und man wird für die Mühen des Anstiegs mit einer prächtigen Aussicht in die Ammergauer Alpen und ins Wettersteingebirge belohnt.
Der Tiefblick auf Schloss Linderhof ist ebenfalls gegeben.
Auf dieser Bergtour gibt es keinerlei Einkehrmöglichkeit und so ist man meist alleine unterwegs und kann die Bergruhe in vollen Zügen genießen.
Kuchelbergrücken und Kreuzspitze
Ausgangspunkt
Ammertal
Parkplatz Fürstenweg
Links an der St 2060,
etwa 3 Km vor dem Abzweig nach
"Schloss Linderhof" (ca. 910 m)
Routenverlauf
Parkplatz - Fürstenweg - Elmaugries - Kuchelbachtal - Kreuzspitzsattel - Ammergauer Kreuzspiz - Kreuzspitzsattel - Kuchelbergkopf - Kuchelbergspitze - Kuchelberg-Diensthütte - Neue Hütte - namenlose Jagdhütte - Fürstenweg - Parkplatz
ca. 8 ½ Std.
Tourenbeschreibung
Aus dem Lindertal (Parkplatz Fürstenweg) starten wir bei angekündigtem schönen Spätherbstwetter unsere lange Bergtourenrunde durch das Kuchelbachtal hinauf auf die Ammergauer Kreuzspitze. Mit der Überschreitung von Kuchelbergkopf und Kuchelbergspitze runden wir im wahrsten Sinne des Wortes diese Tour ab. Bei leichten Frost wandern wir zunächst ohne Höhengewinn über den Fürstenweg talein und folgen dem Verlauf des links von uns liegenden Elmaubachs nach Süden. Die kommenden Abzweige ignorieren wir und bleiben immer geradeaus auf dem Hauptweg, der nach etwa zwei Kilometern durch das sogenannte Elmaugries führt. Einen weiteren Kilometer später kommt von rechts ein schmaler Pfad aus dem Wald herunter. Diesen ignorieren wir ebenfalls, kommen wir doch hier in ein paar Stunden herunter. Danach verliert der Fürstenweg ein wenig an Höhe und leitet uns nach rechts (westlich)
eindrehend hinein in das Kuchelbachtal und hinunter an gleichnamigen Bach. Nun folgen wir die nächsten zwei Kilometer dem Verlauf des Talbodens und gewinnen allmählich ein wenig Höhe. Der Ausblick hinauf auf's Kienjoch und die schrofe, steile Nordseite des Frieders beeindrucken, wäre jetzt das breite Bachbett richtig mit Wasser angefüllt, hätte das schon was spektakuläres. Auch die Herbsstimmung, die klamme Kälte und das weißliche, grelle Licht lassen uns die Tour schon jetzt richtig genießen.
Als sich der Weg nach einer knappen Stunde etwas vom Bach entfernt, steigt er auch sogleich an und dreht in zwei Kehren steiler hinauf und leitet uns langsam an das Ende des Fürstenwegs. Etwa 80 Meter nach der zweiten Kehre endet der Ausbau des Weges und verjüngt sich zu einem guten Bergpfad. Kurz darauf geht es noch über ein , für den Pfad zu breites Brücklein, dann ist endgültig Schluss mit dem Fürstenweg. Von nun an bewegen wir uns in leichten auf und ab tiefer in das Kuchelbachtal hinein und allmählich weiter hinauf. Nach der zweiten Grabenquerung leitet der Pfad kurz in drei Kehren steiler hinauf und zieht danach auf den nächsten Graben zu. Der Dunst in der Luft, und die Sonne auf den Gipfelspitzen (sodann man sie sehen kann) geben eine tolle, etwas mystisch Stimmung. Vor dem Graben hat man bereits den Blick in den von Lawinen zerstörten Bergwald bzw. das was davon übrig geblieben ist. Es beeindruckt einen schon ordentlich wenn man durch eine solche Landschaft steigt. Die Lawine scheint in einem Graben von relativ weit Oben zwischen Kuchelbergkopf und -Spitze heruntergedonnert zu sein. Nachdem wir das Trümmerfeld durchstiegen haben, leitet der Pfad zurück in den Bergwald, aus diesem wieder heraus und über eine schrofige und leicht ausgesetzte Stelle in den nächsten Graben. Vor diesem kurz steil nach Norden (Rechts) hinauf, den Graben queren und auf der anderen Seite kurz hinab, um danach erneut und nun für einige Zeit steil empor zu steigen. Irgendwo zwischen 1300 und 1400 m treffen dann die ersten warmen Sonnenstrahlen auf uns und begleiten uns für den Rest des Tages. Die Kraft der Sonnen ist spürbar, doch nicht aussreichend, den in der Luft hängenden Dunst aufzulösen. Auf 1410 m, völlig unverhofft ein Wegweiser und kurz drauf ein zweiter. Ersterer weißt den Weg zur Kreuzspitze, die von hier (laut Schild) in drei Stunden zu erreichen ist, der Zweite weißt den Weg zurück nach Graswang, den Fürstenweg und Linderhof. Für uns geht´s, ganz klar weiter hinauf.
So stapfen wir weiter hinauf und treffen an Graben Nr. 4 auf den ersten Wanderer, der von oben herab kommt. Er hat es eilig - Bergläufer sind halt schneller am Berg unterwegs als das Wanderfolk . Beim Blick nach oben kann man die beiden Gipfel noch nicht ausmachen. Wobei man sich nicht täuschen darf. Der Kuchelbergkopf ist einfach nur ein grasiger, breiter und langer Rücken. Völlig anders und wie sich eben die meisten einen Gipfel vorstellen, ist dafür dann am Schluss die Kuchelbergspitze.
Es folgt der fünfte Graben, danach geht es nochmal sehr steil für die kommenden 300 Hm hinauf, bis der der Pfad nach Westen eindreht. Jetzt steigt er für die nächsten Meter nur sanft an, bevor er dann den Schlussanstieg in die Scharte zwischen Kreuzspitze und Kuchelberg steiler hinauf leitet. Nach ~3¾ Stunden haben wir dann die Scharte erreicht, es weht ein kalter Wind und die Sonne hat sich hinter der Kreuzspitze versteckt. Also fehlt eine Wärmequelle. Ein Teil unsere Kleinen Gruppe hat noch nicht genug und steigt, nachdem eine wärmende Jacke übergeworfen wurde direkt weiter hinauf auf die Kreuzspitze. Aus der Scharte leitet ein schmaler Pfad über schrofiges und kraxeliges Gelände hinauf auf den Gipfel. Trittsicher, schwindelfrei und etwas Klettergeschick sollte man mitbringen, dann macht der Aufstieg für die nächsten ~200 HM auch wirklich Spaß. Die Kreuzspitze ist von hier aus in etwas 40 Minuten erreicht und somit hat die halbe Gruppe den höchsten Gipfel im bayerischen Teil der Ammergauer Alpen erklommen und sich eine ordentliche Brotzeit verdient.
Brotzeit, ist was die andere Hälfte, die nicht mit aufgestiegen sind, an einem sonnigen Platzerl am Kuchelbergrücken ebenfalls macht. Schnell ist ein windgeschütztes Eckchen gefunden und die Brotzeitdosen geöffnet. Ein heißer Tee tut ebenso gut wie die Sonne im Genick und ein herrlicher Ausblick in die Ammergauer Alpen. Im Rücken liegen Frieder und Friederspitze, Windstierlkopf, Kienjoch und Kieneck. Schweift der Blick nach Norden über das Ammer- und Lindertal schauen wir auf die Geierköpfe, Hochplatte, Scheinbergspitze und Feigenkopf und Große Klammspitze. Selbst Säuling und der Tegelberg lassen sich in der Ferne im Dunst ausmachen.
Als der Schatten der Kreuzspitze uns erreicht hat, packen wir zusammen und schlendern über den breiten Bergrücken zum Kopfe des Kuchelbergs. Einem unscheinbaren Gipfel das obligatorische Gipfelkreuz. Da wir nur langsam gehen (damit der Rest der Bande Anschluss findet) können wir die, wenn auch leicht trübe, grandiosen Ausblicke auf die umliegenden Berge in vollen Zügen genießen. Gerne möchte man hier bis zum Sonnenuntergang verweilen, doch in der Dunkelheit macht der Abstieg auf dem für uns noch unbekannten Weg sicherlich keinen Spaß. Teils weglos leitet der Rücken uns hinüber zum nächsten Gipfel, der dann auch wieder ein kleines dennoch mächtiges Gipfelkreuz besitzt. Nach knapp sechs Stunden on Tour, erreichen beide Gruppen fast gemeinsam den letzten Gipfel der heutigen Tour der Kuchelbergspitze. Durch zunehmende Schleierwolken und leichten Wind geht die Gemütlichkeit für eine gemeinsame Pause jedoch flöten und so sausen wir direkt weiter nach Osten und suchen uns an der Grathöhe auf ca. 1880 m ein geschütztes Plätzchen.
Bevor wir uns nun hier oben verratschen, brechen wir auf und folgen dem deutlichen Pfad weiter nach Osten. Kurz geht es leicht links auf dem nun schmaler werdenden Rücken hinein in eine Latschengasse. Ziemlich genau auf 1800 m dreht der Pfad im Rechten Winkel nach Süden, führt uns auf die andere Seite und danach hinunter an die Kuchelberg Diensthütte. Nach der Hütte dreht der Bergpfad erneut nach Süden ein und leitet in einigen Serpentinen steil abwärts und überraschend an einen recht neuen Hütte vorbei. Schaut privat aus, ob die mal bewirtschaftet wird? Danach bleibt es abwechselnd mal steiler, mal flacher. Leitet an einer weiteren Forsthütte vorbei und hinunter bis zu einer Verzweigung auf ca. 1190 m. Hier nach links und weiter fallend dem Talboden entgegen. Nach einem großen Rechtsbogen, wandern wir noch ein letztes mal in einer Linkskurve kurz etwas steiler hinab, raus aus dem Wald und zurück an den Fürstenweg. Nun wandern wir auf bekanntem Weg, die nächsten gut drei Kilometer zurück zum Ausgangspunkt der heutigen Tour. Auch wenn diese sich nun gefühlt wie Kaugummi zieht, schmälern sie das heutige Bergerlebniss in keinster Weise.
Zufrieden mit uns, beenden wir nach insgesamt ~8¾ Std. die heutige
Bergfahrt. Für uns war es genau die richtige Entscheidung - die Tour ist sehr abwechslungsreich, bietet gute Wege und Pfade, spannende kraxelige Stellen, wegloses Gelände, herrlichen Herbswald und belohnt mit vielen, tollen Ausblicken. Man sollte sich jedoch gewiss sein, das man vor Allem im Herbst, wenn die Tage bereits kürzer werden, zeitig zu starten. Zu viel trödeln oder zu viel Zeit bei Pausen liegen lassen, sollte man auch nicht, sonst gerät man ggf. zu schnell in die Dunkelheit. Sobald man den Talboden erreicht hat, ist dies dann wiederum egal, denn den Fürstenweg kann man auch bei Dunkelheit ganz gut meistern .
Nicht mehr weit bis in die Scharte
Charakter / Schwierigkeit:
- schwere Bergtour
- Forststraßen, Waldwege, Bergpfade, am Kamm auch Weglos
- Anstieg Kreuzspitze kraxelig und leichte Kletterstellen (max. I, UIAA-Skala)
- absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich
- bei Nässe nicht zu empfehlen
- Kondition für ~1.330 Hm und ca. 22 Km
Ausrüstung:
- Bergtourenausrüstung
- ausreichend Proviant und vor Allem Getränke
Beste Jahreszeit:
Ende Mai bis Ende Oktober (Schneelage beachten)