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Latemar-Türme Klettersteig / Campanili del Latemar

(2842 m) 03.10.2018

Unterhalb der Latemartürme führt auf einer Länge von ca. 1,5 Km ein schöner Klettersteig entlang. Die Südflanken sind nicht besonders steil und somit beschränken sich die Versicherungen auf einzelne, dennoch interessante Stellen. Wir kraxeln mit einer Kombination von natürlichen Bändern und Kletterpassagen durch die Wand. In den mächtigen Scharten geht der Blick Richtung Norden mit herrlichen Ausblicken in den Rosengarten und das Schlerngebiet.
Der Anstieg ist bis zum Einstieg ebenfalls sehr abwechslungsreich und führt uns von Obereggen in die Gamsstallscharte. Durch die Auffahrt mit der Gondel bis Oberholz spart man sich zusätzliche Höhenmeter.

Latemarspitze
Latemarspitze

Ausgangspunkt
Obereggen
Großer Parkplatz an der Talstation
(ca. 1561 m)

Routenverlauf
Bergstation Oberholz (2126 m) - Gamsstallscharte - Valsorda-Kessel - Rotlahnscharte - Latemar-Türme Klettersteig - Rotlahnscharte - Valsorda-Kessel - Latemarhütte (Rifugio Torre di Pisa Hütte) - Bergstation Oberholz

ca. 8 ¼ Std.
Tourenbeschreibung
Zu Beginn der Berg- und Klettersteigtour sparen wir uns erstmal ~530 hm im Aufstieg, indem wir uns bequem mit der Gondel von Obereggen nach Oberholz hinauf fahren lassen. Der Tag wird auch so ausreichend lang und man spart allein im Aufstieg gute 1½ Stunden ein. Um kurz vor halb zehn starten wir an der Bergstation und wandern auf dem Weg Nr. 18 kurz in nördlicher Richtung. Auf dem sog. Panoramaweg wandern wir -nach Osten eindrehend- an einer Panoramaplattform vorbei, immer in Richtung Gamsstallscharte/Passo dei Camosci bzw. Latemarspitze. Für letztere wird ab der Bergstation die Wegzeit mit 3:10 Stunden angegeben, na schaun mer mal ;-). Durch letzte Waldreste führt der Weg in eine Wiese und es dauert auch nicht lange, da weicht die Wiese dem Geröll. Der westseitige Anstieg ist in der Früh recht kühl und Reste des ersten Schneefalls bilden stellenweise etwas unangenehm zu gehende vereiste Wegstücke. Blickt man nach Westen hat man herrliche Ausblicke ins Eggental.
Auf meist breitem und gutem Weg steigen wir nach und nach hinauf. Nur ein paar mal müssen wir etwas größere Stufen erklimmen. Eine Stelle mit glattpolierten Fels ist sogar mit Drahtseilen versichert, doch insgesamt ist der Aufstieg für den trittsicheren Wanderer gut beherschbar. Immer wieder blitzt die Sonne hinter den Latemar-Türmen hervor und lässt uns kurz inne halten, doch der kalte Abwind zwingt permanent zum weitergehen. Auf etwa 2550 m flacht das Gelände ab und wir erreichen eine muldenartige, mit Schnee gefüllte Landschaft. Stellenweise liegt bereits ein guter ¾m Schnee. Auf dem Weg ist er doch recht gut plattgetreten, obwohl zu dieser Jahreszeit nicht mehr so viele Bergsteiger hier unterwegs sind und so kommen wir gut voran. Im Wechsel geht es mal flach, mal steil und nordöstlich eindrehend durch die zerklüfteten Spitzen der Dolomitenfelsen bis hinauf in die Gamsstallscharte. Ein phantastischer Weg führt uns durch diese wilde Landschaft und wir können uns gut vorstellen wie hier die Sagen und Legenden entstanden sind :-).
Vor der Scharte fällt der Weg noch ein paar Meter ab, bevor es dann in einer kaminartigen, erdigen Rinne direkt und steil in die Gamsstallscharte hinauf geht. Plötzlich steht man auf 2636 m direkt in der Scharte und man hat einen gigantischen Ausblick ins Latemar. Heuer ist der Blick durch den ersten Schnee besonders reizvoll, da sich die Landschaft durch die starken Kontraste sehr deutlich abzeichnet.
Einen Teil des Wegs zur Latemarspitze lässt sich erahnen, doch nicht wirklich erkennen, geschweige denn einsehen. Dazu müsste man schon genau wissen wo er entlang geht. Dennoch ist die Beschilderung ausreichend und weißt uns den Weg. Ohne Schnee ist der Weg vermutlich klar und deutlich zu erkennen. Uns bleibt jedoch nur der einen einzelnen Spur und den Zeichnungen im Gelände durch den Valsorda-Kessel zu folgen. Der Weg (Nr. 18, 516) führt nach Norden unter der Reiterjochspitze hindurch bis zu einer Wegkreuzung. Dort halten wir uns links und steigen durch Geröll in Richtung Rotlahnsscharte (Nr. 511). Nach rechts führt der Panoramaweg weiter (Weg Nr. 18, soll unser Rückweg werden). In der Rotlahnsscharte gönnen wir uns in der warmen Sonne zunächst eine Pause, bevor wir uns in den hier beginnenden Klettersteig begeben. Nach einer kurzen Pause, legen wir unsere Klettersteigausrüstung an und starten in den Latemar-Türme Klettersteig.
Vom Einstieg kurz auf ein breites Band und im "Gehgelände" zu einer erdigen und bröseligen Rinne mit markantem Felsblock. Nun leicht links durch Schnee, Eis und Fels in eine Scharte. Von dort über gestuftes Gerlände hinauf auf ein weiteres Band. Weiter im Gehgelände zu einer Rinne mit einer Klammer und weiter zu einer Scharte (die langbeinigen haben hier leichte Vorteile). Die Aussicht und die Tiefblicke aus dem Steig suchen Ihres gleichen. Es folgt abermals im Gehgelände ein Durchschlupf hinter einem Block. Kurz danach endet die Spur im Schnee, doch wir stapfen zunächst weiter. Das Spuren fällt immer schwerer. Nach etwa ¾ des Klettersteigs beraten wir kurz und entscheiden bis zu nächsten Biegung zu gehen, um dort einen Blick auf den möglichen weiteren Wegverlauf zu werfen. Doch dort ist für uns und heute Schluss. Der weitere Verlauf lässt sich für uns nicht einsehen und somit einschätzen. Das Spuren in 50 cm Neuschnee erfordert zusätzliche Kraft und Zeit. Der Abstieg am Ende des Klettersteigs in die Große Lattemarscharte sowie der Rückweg über den Panoramaweg sind ebenfalls nicht einschätzbar. Zudem wollen wir über die Latemarhütte absteigen, was noch ein paar extra Meter bedeutet. Also entscheiden wir uns zur Umkehr, stapfen und kraxeln zurück zur Rotlahnsscharte - schade aber Sicherheit geht vor! Berg und Klettersteig stehen auch in den nächsten Jahren noch hier und können bestiegen werden. Zurück in der Rotlahnsscharte gibt es eine verdiente und ausgiebige Brotzeit. Natürlich lassen wir uns dabei erneut von der Herbstsonne wärmen und genießen die herrliche Aussicht ins Latemar zur einen und den Rosengarten und das Schlerngebiet zu anderen Seite.
Der Rückweg führt uns zunächst über den Herweg durch den Valsorda-Kessel zurück in Richtung Gamsstallscharte. Etwa 500 m vor der Scharte verzweigt sich der Weg (keine Beschilderung) und wir folgen nach links den Zeichnungen und einigen schwachen Spuren im Schnee direkt nach Süden. Der nach rechts ziehende Pfad führt direkt in die Gamsstallscharte. Es geht kurz über eine kleine Steilstufe hinunter auf eine plateauartige Fläche. Dort erspähen wir rechts von uns den Weg, der von der Gamsstallscharte herabzieht und aus der Karte lesen wir, da müssen wir drauf. Also queren wir -für uns Weglos- das Plateau bis wir auf einmal eine Markierung aus dem Schnee leuchten sehen - wir sind richtig. Kurz kraxeln wir über Geröll auf den Weg und wandern weiter nach Süden. Langsam dreht der Weg nach Westen, steilt nach und nach auf und wir queren so die Schutthänge zu Füßen der Cima di Valsorda. Hier und da bedarf es dem Einsatz der Hände. In einem kurzen, engen und schluchtartigen Abschnitt kurz vor der Hütte wird es zunehmend eisiger und schneereicher. So kämpfen wir uns mühsam der in 2017 vollständig neu aufgebauten Lattemarhütte (Rifugio Torre di Pisa Hütte, einzige Schutzhütte der Latemargruppe) entgegen. Diese erreichen wir etwa 6 ½ Stunden nach dem Start an der Bergstation Oberholz.
Nachdem wir die einzigen Gäste sind, erfragen wir beim Hüttenwirt kurz die Zeit für den Abstieg zurück zur Bergstation Oberholz. Mit der Info "das braucht gut 2 Stunden" tickt die Uhr. Also keine gemütliche Einkehr, nur kurz etwas trinken und dann ran an den Abstieg, schließlich wollen wir mit der Gondel zurück ins Tal fahren.
Der Abstieg führt uns auf Weg Nr. 516 in unzähligen Serpentinen durch die steile, steinige Südflanke der Cima Cavignon hinunter zu einer grasigen Geländeschulter an eine Wegverzweigung auf etwa 2300 m. Dort biegen auf den Höhenweg Nr. 22 nach rechts ab und wandern zunächst nach Nordwesten, später nach Norden oberhalb des Reiterjochs am Hang entlang. An einem Abzweig (links hinunter zur Maierl-Alm, Ski-Lift in Sichtweite) bleiben wir auf dem Steig 22 und folgen diesem geradeaus, durch eine Felsentrümmerlandschaft zu Füßen schroffer Felszacken. Hier bietet es sich an zügig zu gehen. Viele der großen und kleinen Felsbrocken sehen aus, als ob sie erst vor ein paar Wochen hier angekommen sind.... Nach einer Stunde und 10 Minuten Gehzeit erreichen wir die Bergstation des Oberholz-Sessellifts und schweben bequem ins Tal. Dort gönnen wir uns auf der großen Sonnenterasse ein Kaltegtränk und lassen so eine gigantische Berg- und Klettersteigtour zu Ende gehen.
Auch wenn wir den Klettersteig nicht im Ganzen gegangen sind, diese Runde hat sich für uns gelohnt und wir werden sie sicherlich noch einmal angehen.

Blick aus der Gamsstallscharte auf die Latemarspitze
Latemarspitze

Blick aus dem Campanili-Pass auf den Rosengarten und das Schlerngebiet
Rosengarten-Schlerngebiet

zum Höhenprofil

Charakter / Schwierigkeit:
- lange Bergtour + Klettersteig B/C  
-Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit erforderlich
- gute Kondition gesamt ca. 1.100 Hm  
- im Sommer sehr warm
- Länge: ca. 12,5 Km

Ausrüstung:
- Bergtouren- und Klettersteigausrüstung
- ausreichend Proviant und vor allem Getränke
- Einkehrmöglichkeit erst an der Latemar Hütte / Pisa Hütte im letzten Drittel der Tour

Beste Jahreszeit:
Anfang Juni bis Ende Oktober