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Ostuferweg - Königssee

(~720 m) 04.10.2020

Der "vergessene" und nicht mehr unterhaltene Steig des Ostuferwegs führt uns von Schönau über den Malerwinkel und den Kessel bis ans südliche Ende des Königssee an die Saletalm. Mit dem Boot geht´s danach bequem zurück.
Der Steig ist unversicherter und wird nicht mehr unterhalten. Der alte Ostuferweg ist definitiv kein "Touristenpfad". Festes Schuhwerk und entsprechende Erfahrung sind unabdingbar viele Stellen des Steigs sind soweit verfallen, dass man oftmals den Weg nicht mehr erkennen kann. Das überklettern oder unten durchkriechen der umgefallenen Bäume ist dabei noch die leichtere Übung.

Blick vom Ostuferweg auf St. Bartholomä
St. Bartholomä - Königssee

Ausgangspunkt
Schönau am Königssee
Parkplatz "Schornstraße"
(ca. 600 m, 8 €/Tg., Stand 2020)

Routenverlauf
Parkplatz - Seestraße - Schiffsanleger Königssee - Malerwinkel - Königsbachfall - Bedarfshaltestelle Kessel - Wildfütterung Reitl - Abzweig Kaunersteig - Schiffsanleger Saletalm - mit dem Boot zurück zum Schiffsanleger Königssee - Seestraße - Parkplatz

ca. 4 ½ - 5 Std.
Tourenbeschreibung
Wir starten nach einem kurzen Frühstück, direkt am Parkplatz unsere Tour über den alten Ostuferweg entlang des Königssees. Dafür marschieren wir zunächst mit den ersten Tagestouristen die Seestraße hinunter in Richtung des Schiffsanlegers. Bereits eine Stunde bevor das erste Boot den Anleger verlässt, stehen die Menschen in einer gut 60 m langen Schlange am Kassenhäuserl an. Und die Schlange ist nicht etwa coronabedingt bereits so lang... Wir halten uns links und folgen der Beschilderung in Richtung Malerwinkel. Vorbei am Bootsverleih und den alten Bootshäusern sowie der Bootswerft verlassen wir den Ort und steigen auf einem breiten geschotterten Wanderweg dem Malerwinkel entgegen. Am Abzweig zum Café Malerwinkel (mit dem auffälligen Holzstand Malerwinkel) bleiben wir links und wandern weiter dem Rundweg folgend nach Süden. Beim der folgenden Verzweigung halten wir uns rechts, verlieren ein paar Hm und erreichen kurz danach den Aussichtspunkt Malerwinkel, den heute sicherlich noch einige hundert Menschen besuchen werden. Es ist noch relativ früh am Tag und dadurch auch noch fast einsam. Das nutzen wir und machen ebenfalls unser Bild vom Malerwinkel. Kurz geht es danach ein paar Meter zurück auf den Wanderweg, der uns nun nach rechst hinunter an die Wasserlinie leitet. Je weiter wir hinab gelangen, desto weniger gut ist der Weg ausgebaut und er wird zunehmend holpriger. Die ersten Bäume liegen quer über den Weg, dann erreichen wir das Schild bzw. die Schilder mit den Warnungen, das hier nun Ende Gelände ist. Ein älteres Schild weist auf einen nicht versicherten Steig und die bestehende Lebensgefahr hin. Dieses wurde um ein zweites großes Schild ergänzt, welches nochmals deutlicher auf die einzelnen Gefahren hinweist (durch Piktogramme unterstützt). Wer hier weiter geht sollte schon genau wissen was er tut und vor Allem was er kann!
Ein paar Meter nach den Hinweisschildern "durchsteigen" wir eine kleine Felsformation. Unschwierig, doch gestern Abend, als wir mal eben ,,Gucken'' waren, wie der Einstieg ausschaut und wo es wirklich los geht, haben sich einige Menschen bei dem Durchstieg sehr schwer getan - vermutlich konnten sie nicht lesen... egal. Danach erreichen wir die Uferlinie und balancieren über die aus dem Wasser ragenden Felsen und ein paar Baumstümpfe am Wasser entlang. Der Fels zu unserer Linken ist ordentlich glattpoliert und bietet sehr wenig Halt und so scheint es für uns die bessere Möglichkeit diese Stelle hier zu überschreiten. Am Ende zieht ein Pfad leicht nach links über einen kleine Felsstufe hinauf. Dabei hilft ein altes Drahtseil und macht es deutlich einfacher auf dem glatten Fels empor zu steigen. Danach wandern wir zunächst auf einem kleinen Pfad an einigen schönen "Rastplätzen" vorbei. Der Pfad ist deutlich zu erkennen und bis hierher sind wohl doch immer wieder Wanderer und andere unterwegs. Der Weg wird nach und nach wieder schmaler und schlängelt sich, immer nahe am Wasser, durch den Wald. Nachdem wir etwa 45 Minuten unterwegs sind, hört man die Wasser des Königsbachfall rauschen. Es ist also nicht mehr weit bis zu einem der Hotspots für Instagram & Co. Der Nationalpark plant, den Zugang zum sog. Infinity-Pool -der ~150 m höher liegt- zu sperren und so die Natur besser vor den Massen zu schützen (Stand Sommer 2020). Doch auch von unten hat so ein Wasserfall seinen Charm.
Nach dem wir den Königsbach nach Süden hin überquert haben, wird der Steig nun deutlich anspruchsvoller und schmaler. Permanent geht es Auf- und Ab, bis es dann unterhalb des Büchsenkopfs steil hinauf geht. Ab und an ist der Weg verschwunden und wir suchen die Lücke, durch die wir müssen. Wir krabbeln nasse, steile Böschungen hinauf, steigen über Bäume, krabbeln unter ihnen hindurch, rutschen kurze steile Waldstücke ab doch insgesamt zieht der "Weg" ziemlich zährend hinauf. Nach gut 1:20 Std. haben wir den höchsten Punkt für heute erreicht und können durch eine Lücke im dichten Grün der Blätter zurück nach Schönau schauen. Eins der ersten Boote für heute nähert sich der berühmten "Echowand" und so wird es nicht mehr lange dauern, bis wir die ersten Trompetenklänge vernehmen können. Da sich die Boote nun wie an einer Perlenkette aufreihen, hören wir diese nun immer wieder... Weiter geht es nun zunächst wieder ~100 hm hinunter, an einem Wegstück hängt noch ein altes Stahltau, bevor es erneut steil hinauf geht. Auch hier ist der Weg nicht immer klar und eine vermeintliche Pfadspur entpuppt sich als Wildwechsel. Erneut erreichen wir eine Höhe von ca 700 m und die geht es auch sofort wieder hinunter. Auch hier ist kraxeln und krabbeln angesagt - wie erwähnt bleibt hier alles der Natur überlassen. Nach einem kurzen weiteren Anstieg leitet nun wieder recht gut erkennbar ein Pfad hinunter an den Kessel. Gleich neben der Kesselwand stehen noch Überreste eines alten Unterstandes und auch hier weist ein Schild beim zurückblicken auf die Gefahren der Steigbegehung hin. Kurz queren wir den Kesselgraben, dann öffnet sich das Gelände zum Kessel. Eine Diensthütte und die Bedarfsanlegestelle Kessel sind erreicht und Laden uns zu einer Pause mit zweitem Frühstück. Der Blick über den See hat schon was!
Vom Kessel aus lässt sich auf dem alten Reitsteig gut die Gotzenalm erreichen, da soll unser Weg jedoch nicht hin führen und so starten wir unseren Weiterweg nach Süden zurück an die Uferlinie. Hier leiten einige Wegspuren wie ein Fächer in den Wald hinein, wir orientieren uns zunächst etwas mittig gegen den Hang haltend, dann nach rechts eindrehend zurück und stets südlich ausgerichtet zurück an die Uferlinie. Weiter zieht der Pfad von deutlich sichtbar über undeutlich bis nicht mehr vorhanden und in stetem Auf und Ab dahin. Erneut gewinnen wir an Höhe (~690m) bevor es wieder zurück ans Ufer geht. Rechter Hand über dem See haben wir inzischen St. Bartholomä immer näher im Blick, wandern an einen dicken Findling vorbei und erreichen nach insgesamt ~3:15 Std. das Reitl. Das Reitl ist die Wildtierfütterung gegenüber von St. Bartholomä. Bereits vor erreichen dieses Bereiches haben wir zahlreiche Zecken von unseren Klamotten und Rucksäcken geholt, in der Wiese mir dem hohen Gras wird es nicht besser. Ohne die, wäre das auch ein toller Platz für eine ausgiebige Brotzeit. Von der gegenüberliegenden Seeseite hört man deutlich die lärmenden Menschenmassen - und dass obwohl Coronamassnahmen die Massen doch stark reduzieren.
Auf der südlichen Seite des Reitel beginnt die letzte Etappe und der Pfad verschwindet wieder im Wald. Teils auf gut zu gehendem Pfad erreichen wir den Brandgraben. Auch hier hängt noch ein altes Stahlseil, das bei der Querung Hilfestellung leistet. Noch mal geht es steil hinauf, bevor wir den entgültigen Abstieg angehen. Hier hatten wir findungs technisch das dickste Brett zu bohren, doch schlussendlich treffen wir recht schnell, urplötzlich auf von links herunterziehende hölzerne Treppenstufen. Positiv überrascht, haben wir bereits den Kaunersteig, was die kommenden Schilder belegen, erreicht. Von nun an geht es auf einem guten Bergpfad hinaus an die Saletalm. Auf dem Weg dorthin müssen wir noch eine steile Bergflanke queren. Hier ist jedoch im vergangenen Winter eine Mure abgegangen und hat den Weg auf einer breite von gut 40 Metern vollständig zerstört. Es hat nur ganz wenige Trittspuren, der Untergrund ist extrem rutschig und wir müssen wirklich Obacht geben nicht nach rechts in den See zu kullern. Ein letzter spannender Moment.
Wenig später erreichen wir wieder die Uferlinie und wandern gemütlich zur Anlegestelle. Wir zwängen uns an der Absperrung (wegen dem Murenabgang ist der Kaunersteig gesperrt - war von Schönau kommend nicht ersichtlich) und treffen auf die vielen Turnschuhtouristen und vorbei ist es mit der Ruhe. Bevor wir nun die Rückfahrt mit dem Boot angehen, entzecken wir uns neben dem Betriebsgebäude der Königsseeschifffahrt auf der Wiese und hocken uns danach für eine unruhige aber verdiente Brotzeit auf ein Bankerl davor. So viele Zecken wie heute hat keiner von uns je bei einer einzigen Tour gesammelt. Der Ausblick vom Bankerl ist schön, doch der Rummel und die Unruhe durch die vielen Besucher stört das Idyll und so schnappen wir uns eins der Boote und lassen uns in etwa 60 Minuten zurück nach Schönau fahren (Die Schiffabfahrtszeiten unbedingt beachten - Es hat hier keine Übernachtungsmöglichkeit, Campieren ist im Nationalpark verboten und lässt man von der Wasserwacht abholen, wird´s ein teurer Spaß!).
Zusammen gefasst: Eine tolle Bergtour mit wenigen Höhenmetern die durch das viele viel Auf und Ab dennoch anstrengend ist. Abwechslungsreich und auch aussichtsreich, obwohl man nie über den gegenüberliegenden Watzmannstock schauen kann. Ein besonderes Bergerlebnis bleibt uns in Erinnerung.

Blick vom Kessel über den Königssee
Beschreibung

zum Höhenprofil

Charakter / Schwierigkeit:
- schwere Bergtour
- Waldweg, Bergpfad und wegloses Gelände
- unversicherter, nicht mehr instandgehaltener, teils verfallener Steig!
- Trittsicherheit notwendig und etwas Schwindelfreiheit hilfreich
- bei Nässe absolut nicht zu empfehlen
- Orientierungs- Wegfindungssinn
- Kondition für ~320 Hm und ca. 8,4 Km
Offiziell gibt es keinen durchgängigen Weg mehr am Königssee Ostufer.
Die Beschilderung soll Turnschuhtouristen davon abhalten den Weg zu benutzen, um unnötige Rettungseinsätze zu vermeiden.

Ausrüstung:
- Bergtourenausrüstung
- ausreichend Proviant und vor Allem Getränke

Beste Jahreszeit:
Ende Mai bis Ende Oktober