Tegelbergsteig - Tegelberggrat - Tegelbergkopf
(1707 m - Tegelberghaus) 18.05.2020
Ein tolles Erlebnis ist der viel begangene Tegelbergsteig nahe Schwangau am Gelbewandschrofen. Der unschwierig zu erreichende Klettersteig bietet abwechslungsreiche Steilaufschwünge, schmale Felsbänder, spannende Querungen und Verschneidungen mit einmaligen Aus- und Tiefblicken hinunter zum Forggensee. Die Schwierigkeit ist mit B/C und einigen Stellen mit C angegeben, also eher kein Klettersteig für Einsteiger. Durch einige erdige, lehmige Stellen kann der Klettersteig recht heikel werden und ist daher bei Nässe nicht zu empfehlen.
Im Abstieg geht es auf dem schmalen und sehr reizvollen Tegelberggrat nach Schloss Neuschwanstein zurück.
Blick vom Tegelberggrat auf den Säuling
Ausgangspunkt
Schwangau
Parkplatz Tegelbergbahn
(ca. 860 m)
Routenverlauf
Parkplatz - Gelbe Wand Steig - Tegelbergsteig - Schutzengelweg - Tegelberghaus - Tegelbergsteig mit Tegelbergkopf - Marienbrücke - Hohenschwangau - Pöllat - Parkplatz
ca. 7 ¼ Std.
Tourenbeschreibung
Am großen Parkplatz an der Tegelbergbahn-Talstation starten wir nach Süden in Richtung Gelbe-Wand-Klettersteig (Wegweiser). Der Tegelbergsteig zweigt später direkt von ihm ab. Auf asphaltiertem Weg geht es zunächst an der Sommerrodelbahn links vorbei und in leichtem Anstieg recht gemütlich dahin. Später steilt es auf und wir halten uns an einem Brücklein über einen Bach rechts, Schilder weisen den Weg zum „Gelber Wand Klettersteig“. Nun kurz an einer Wiese entlang, dann geht es in den Wald hinein. Hier ist es oft feucht bis nass und durch die vielen Begehungen sind die eh schon glattpolierten Steine noch rutschiger. So schlängelt sich der Weg teils steil weiter den Berg hinauf. Wenig später zeigt uns ein Schild an, dass nun der richtige Zeitpunkt zum Anlegen des Klettersteiggerödels ist, also schlüpfen wir in die Gurte, befestigen das Klettersteigset am Gurt, setzen den Helm auf und ziehen die Handschuhe an.
Es folgt der Einstieg in den noch unschwierigen Gelben Wand Steig. Doch bereits hier geht es teils ausgesetzt den Berg empor. Durch die verlegten Drahtseile wird man direkt an den Einstieg des Tegelbergsteig geleitet. Dieser startet direkt an einer senkrecht durch die Wand ziehende Leiter. Dierkt daneben nochmal ein deutliches Schild mit Hinweisen zum Tegelbergsteig. Wer „nur“ den Gelbe Wand Klettersteig machen möchte, geht an dieser Stelle über das Band einfach weiter geradeaus. Das Klettersteiggerödel haben wir ja bereits angelegt, und so können wir einsteigen. Wir klinken unsere Karabiner in das Stahlseil ein und hangeln uns die steile Leiter an der fast senkrechten Wand empor. Nach der Leiter geht es sogleich nach links in eine erste Querung (C/D) und hier heißt es das erste Mal kräftig zupacken, geht es doch gleich rassig zur Sache. Bei Nässe ist diese Stelle deutliche schwieriger zu gehen und viele beurteilen diese Stelle dann sogar mit „D“. Nach dieser kurzen Querung leiten die Versicherungen steil hinauf (C) und Armkraft ist gefordert. Danach links auf ein Band (A), was uns die erste Entspannung bringt. Ein Bankerl mit Blick auf den Forggensee lädt zum Verweilen, doch das ist uns noch zu früh für eine Pause. Wer bis hier bereits mit seinen Reserven kämpft, dem sei empfohlen hier abzubrechen und -auch wenn Einbahnverkehr geboten ist- abzusteigen. Es bleibt nun anhaltend schwierig und eine zweite schwere Stelle (C) folgt kurz vor Ende des Steigs. Insgesamt ist der Klettersteig gut versichert und zahlreiche Tritthilfen erleichtern den Aufstieg, doch für die eher Kurzbeinigen sind einige Abstände recht groß, was sich dann wiederum als kleiner Nachteil auswirken kann.
Weiter geht es mit wenigen bis gar keinen Eisenbügeln und vielen kleinen Tritten und Griffen am Fels hinauf. Einmal kurz hinab und sofort erneut aufwärts. Es folgt eine leicht überhängende Stelle (kann umgangen werden), eine spannende Rinne mit sehr vielen Griffmöglichkeiten am Felsen (B/C), ein leicht überhängender Aufschwung, die nächste Querung mit nur wenigen künstlichen Tritthilfen sowie ein weiteres Bankerl mit Steigbuch und Aussicht. Danach geht es über eine am Boden liegende hölzerne Leiter (zum Schutz vor Bodenerosion) in eine Klamm hinauf. Auch hier kann es bei Nässe recht unangenehm sein. Ein kurzes Stück schöne Plattenkraxelei (C) dann wieder einfacher hinauf an den Ausstieg von dem man eine wunderbare Sicht nach allen Seiten hat. Nun steigen wir über Eisenbügel, Platten und Holzleitern zur anderen Seite hinab und treffen auf den Gelbe Wand Steig. Auf diesen nun nach links in Richtung Seilbahn über den Schutzengelweg hinauf.
Wir bleiben am Tegelberghaus, knapp unterhalb der Bergstation der Gondelbahn sitzen und genießen bei bestem Bergwetter unsere Brotzeit und die Aussicht.
Wie geplant nehmen wir im Abstieg den schmalen Gratweg über den Tegelberggrat unter die Schuhsohlen. Vom Tegelberghaus wandern wir zunächst kurz nach links hinunter auf dem breiten Weg. Ein Schild „Weg gesperrt“ soll die unsicheren von diesem Abstieg fernhalten, denn wer sich hier nicht Sicher ist was er tut, bringt sich und andere schnell in eine Gefahr, die nicht sein muss. Wer weiß, was er tut, kann sich mit gutem Gewissen über den sicherlich für viele sinnvollen Hinweis hinwegsetzen und wie geplant hier absteigen.
Sogleich beginnt ein weiterer Höhepunkt unserer heutigen Tour. Über einen schmalen, immer gut erkennbaren Bergpfad wandern wir fast immer am Grat entlang. Beeindruckende Aus- und Tiefblicke, vorbei an diversen Felstürmen (einige lassen sich auch besteigen) leitet der Pfad in unzähligen Serpentinen hinab ins Tal. Bei trockenem und vor allem schönem Wetter ist der Abstieg über diesen Grat für den sicheren Berggeher ein echter Genuss. Unterwegs sorgt eine kurze Scharte von gut 3 m Höhe die abgeklettert wird für zusätzlich Spannung. Je weiter wir hinuntersteigen, desto gemütlicher wird der Weg. Die Spannung mit tollen Blicken auf Säuling, Alpsee, Schwansee und Forggensee geht dabei jedoch nicht verloren. Zudem bekommen wir immer mehr beeindruckende Blicke auf das Märchenschloss Neuschwanstein. Bei erreichen der Marienbrücke wird es etwas voller, mehr Menschen tummeln sich an diesem netten Plätzchen. Wir können uns jedoch sehr gut vorstellen, wie voll es in „normalen“ Zeiten und an schönen Sommertagen hier zu geht. Unser Plan nun an der Pöllat entlang zurück zum Parkplatz zu gehen platzt leider, weil der direkte Weg durch die Pöllatschlucht gesperrt ist. Schade, das wäre der perfekte Abschluss für unsere Runde (dann müssen wir nochmal wieder kommen 😎). Weiter geht es somit hinunter in Richtung Schloss, an diesem vorbei und hinab nach Hohenschwangau. Dort rechtshaltend, bald den Pöllat queren, auf landwirtschaftlichen Wegen zurück zum großen Parkplatz bei der Tegelbergbahn.
Zufrieden und mit sehr vielen, tollen Eindrücken, Erlebnissen und Bildern im Kopf beenden wir diese tolle Bergfahrt. Die Entscheidung über den etwas längeren Tegelberggrat abzusteigen war goldrichtig und rundet die Tour perfekt ab. Eine Wiederholung ist sehr wahrscheinlich 😉.
Aussicht vom Tegelberghaus nach Westen
Charakter / Schwierigkeit:
- gut gesicherter schwerer Klettersteig (C)
- einige exponierte Abschnitte
- Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit erforderlich
- Kondition für ~ 900 Hm und ca. 11 Km
- bei feuchtem Wetter ist die Tour nicht zu empfehlen!
Ausrüstung:
-
Klettersteigausrüstung
Beste Jahreszeit:
Mitte Mai bis Ende Oktober