Hammerstein, Zellerhorn, Jagerwand und Zellerwand
(1278 m, 1360m, 1396 m, 1415 m) 04.10.2020
Die Kammüberschreitung von Hammerstein, Zellerhorn, Jagerwand und Zellerwand erfolgt auf einem unmarkierten Pfad in oft exponiertem Gelände und bietet neben der Aussicht einige einfache, gesicherte wie ungesicherte Kletterstellen. Stellenweise geht es recht ausgesetzt am Grat entlang. Bei der hier beschriebenen Rundtour überschreiten wir gleich vier Gipfel. Unterwegs hat es wenig bis keine Wegweiser oder Markierungen, das Gelände ist oft exponiert, die Wegfindung ist dennoch nicht allzu schwer.
Gipfelsammler können die Tour durchaus erweitern und dabei Abereck, Heuraffelkopf, Predigtstuhl und Klausenberg besteigen, wodurch diese Tour sich zu einer langen Bergfahrt auswächst.
Die Tour sollte nur von erfahrenen Bergsteigern begangen werden.
Am Laubenstein mit Blick auf den Chiemsee
Ausgangspunkt
Aschau, OT Hohenaschau
Parkplatz an der Festhalle
(ca. 630 m, €0,00/Tg., Stand 2020)
Routenverlauf
Parkplatz - Prienbrücke - Heuraffelweg - Hofalm - Hammerstein - Zellerhorn - Jagerwand - Zellerwand - Laubensteinalm - Laubenstein - Senke zwischen Laubenstein und Zellerhornkamm - Hofalm - Heuraffelweg - Prienbrücke - Parkplatz
ca. 5 ¾ Std.
Tourenbeschreibung
Vom Parkplatz in Hohenaschau spazieren wir am Gasthof Brucker vorbei und über die Prienbrücke in den Ortsteil Hammerbach. Bei der Einmündung in die Zellerhornstraße halten wir uns rechts und wandern weiter nach Norden. An der kommenden Abzweigung geht es für uns nach links weiter und in den Heuraffelweg hinein. Wir folgen der Straße in den Wald, diese verjüngt sich rasch und steilt schnell gehörig auf. Der nun grobschottrige Karrenweg leitet uns in einigen Serpentinen durch schattigen Wald hinauf zu Hofalm. Das dichte Blätterdach lässt nur eine schöne Aussicht vermuten, doch wir wollen uns nicht beschweren.
Auf etwa 960 m treten wir aus dem Wald hinaus und haben schnell die Hofalm, Hammerstein, Laubenstein und den Vorgipfel des Riesenbergs im Blick. Noch ein paar Meter wandern wir auf dem nun flachen Wanderweg bis zur Einmündung in einen Almsträßlein weiter und hinüber an die Hofalm. Die wird bereits für die Tagesbesucher hergerichtet. Nun kann man bei ersten Abzweig nach links in Richtung Aschau (Schild am Wald-, Weiderand) oder die zweite nach links (nach dem Weidezaun) für den weiteren Weg hernehmen. Wir nehmen gleich den ersten, wandern über die Weide, auf gutem breiten Weg in den Wald und erkennen dort, dass der zweite Weg der bessere ist. Doch auch hier hat es eine gute Möglichkeit den Weidezaun zu übersteigen bzw. unten drunter hindurch zu kriechen. Wir sind nicht die ersten, die sich für diese Variante entschieden haben. Im weiteren Verlauf orientieren wir uns grob am Bergrücken, den wir nach Süden eindrehend am Weidezaun entlang mittelsteil empor steigen. An einigen Bäumen sind Stacheldraht und Stahlseile komplett eingewachsen, die Natur holt sich eben was ihr gehört... Wir übersteigen den Weidezaun erneut und ab etwa 1050 m zeigen sich immer wieder deutliche Pfad bzw. Wegspuren, doch ab und an sind diese dann auch mal verschwunden bzw. zugewachsen. Man muss also ein wenig acht geben. Wir folgen den Spuren über mehrere kurze Aufschwünge aufwärts bis ran an den Gipfelfels. Die Felswand umgehen wir nach rechts bis zu einer steilen, kaminartigen Felsrinne. Durch diese steigen wir nach links zur Rinne hinauf. Dabei erleichtert dünnes Stahlseil die Überwindung der steilen Schrofenschlucht. Bei Nässe ist diese durchaus unangenehm. Nach der Rinne wandern wir nach rechts über einen Waldpfad weiter bis zum etwas versteckten Gipfelkreuz des Hammersteins.
Kurz vor dem Gipfel leitet der Pfad etwas steiler in eine Senke hinunter, dahinter geht es steil und etwas ausgesetzt wenige Meter hinauf auf einen schmalen Felsgrat. Im weiteren Verlauf wird ein Gratzacken rechts auf sehr schmalem Pfad umgangen, bevor eine uns steile Grasmulde zum Schrofengrat hinauf leitet. In guten Stufen wird teils stahlseilversichert und sehr steil zum Gipfelkreuz des Zellerhorns hinaufgekraxelt. Hier ist´s nun Zeit für eine Brotzeit und eine Pause bei bester Aussicht
in die Chiemgauer Alpen.
Zur Jagerwand steigen wir zunächst auf Grasschrofen steil in die Südscharte hinunter und umgehen den folgenden Gratzacken rechts und sehr exponiert auf einem wirklich schmalem Pfad. Im Anschluss queren wir ein kurzes Stück Steilwiese und erklimmen entlang der Felszacken -wieder auf einem schmalen, ausgesetzten Schrofenpfad- in einem Linksbogen den Gipfel der Jagerwand.
Auch hier steht ein weiteres, kleines Gipfelkreuz. Von hier folgen wir nun dem Gratverlauf nach Südwesten und halten uns leicht rechts der Abbruchkante. Bei einer Verzweigung bleiben wir links am Grat und man hat danach recht schnell das Gipfelkreuz der Zellerwand unschwer erwandert.
Im weiteren Verlauf folgen wir dem Gratverlauf westwärts und kraxeln am nächsten, exponierten Gratzacken über gute Schrofenstufen kurz ab. Danach sind die Schwierigkeiten vorbei und wir wandern auf auf einem erdigen Waldpfad nach Norden hinab an die Laubensteinalm. Ein einfacher Wanderpfad führt auf die breite, freie Kuppe des Laubensteins mit Kreuz und herrlichem Voralpenpanorama.
Der Gipfel ist heuer recht gut besucht und wir mögen uns nicht vorstellen, wie viel mehr Wanderer und Radler in "Normalen-Zeiten" hier herauf kommen um diesen Ausblick zu genießen. So ist mehr als ausreichend Platz für eine genüssliche zweite Brotzeit, bei der wir nur eine "Gipfe-Hoibe" vermissen.
Für den Abstieg steigen wir durch die Senke zwischen Laubenstein und Zellerhornkamm ab. Alternativ könnte man die Almstraße zur Hofalm hinunterwandern. Zunächst suchen wir uns einen Weg über die Weide hinab in die Senke, dort folgen wir dem recht verwachsenen Pfad zunächst durch die Almmulde (matschig, batzig, rutschig) und hinein in einen jungen Wald unterhalb des Laubensteins hinunter. Der Pfad wird wieder zum Almweg und dieser mündet in eine breite Almstraße. Diese leitet zur Hofalm hinab oder man bleibt wie wir rechts, überschreitet eine kleine Waldschneise und steigt auf verwachsenen Pfad zurück in den Wald. Bei rund 1000 m verlassen wir den Wald und treffen auf den Wanderweg 217 der an die Hofalm führt. Wir nehmen jedoch den Pfad der nach rechts (Nordosten) vorbei am alten Kalkofen ebenfalls zur Hofalm führt. Das Wetter passt, es hat einige freie Plätze und so rasten wir nochmal, bevor wir den Abstieg angehen.
Von Westen ziehen die angekündigten Unwetter herauf und so leeren wir dann doch etwas zügiger unsere Gläser und steigen auf den Anstiegsweg hinab nach Hohenaschau.
Die Abkürzungen verschaffen einem nicht wirklich einen Zeitvorteil, sind sie doch sehr steil, sandig, rutschig und unangenehm zu gehen. Da bleibt man besser auf dem Weg.
Die Runde über Hammerstein, Zellerhorn, Jagerwand und Zellerwand ist eine eindrucksvolle wie recht anspruchsvolle Bergtour. Gewürzt mit einigen äußerst exponierten Stellen ist der einsame Steig dazu auch unmarkiert. Ein gutes Wegfindungsgespür ist also absolut nötig. Trockene Bedingungen sind ein muss, damit aus dieser tollen Tour keine Tortur wird.
Charakter / Schwierigkeit:
- einfacher Wald und Wanderweg (teils recht steil)
- unmarkierter Bergsteig (guter Wegfindungssinn hilft enorm)
- Wegstellen, -abschnitte sehr steil und teilweise sehr exponiert
- Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit erforderlich
- Kondition für ~ 900 Hm und ca. 12 Km
Ausrüstung:
- Bergtourenausrüstung
- ausreichend Proviant und vor Allem Getränke
Beste Jahreszeit:
Mitte Mai bis Ende Oktober