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Unnutz, Unnütz oder auch Vorderunnütz
und
Überschreitung von Unnutz, Hochunnutz und Hinterunnutz

(2078 m, 2075m, 2007 m) 22.04.23 / 17.09.23

Heute geht es auf den südlichsten der drei Unnütze (auch Unnutze genannt) im östlichsten Teil der Brandenberger Alpen in Tirol. Der Vorderunnütz wird dabei am häufigsten begangen und auch im Winter oft von Steinberg ausgehend als Schneeschuh- oder Skitour bestiegen. Im Sommer lockt zudem die Überschreitung direkt aus Achenkirch heraus.
Alle hier beschriebenen Touren starten am nördlichen Ende des Achensees und nehmen den aussichtsreichen Anstieg über die Köglalm hinauf zum Gipfel. Bei entsprechenden Bedingungen, Kondition und Können lässt sich die hier beschriebene Route eben auch zu einer Rundtour über alle drei Gipfel und die Zöhreralm verlängern. Dabei kann man sich auch noch die niedrigeren Brüder Hochunnütz (2075 m) und Hinterunnütz (2007 m) in sein Tourenbuch schreiben (siehe Route II). Für die Rundtour benötigt man auf jeden Fall die entsprechende Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gute Portion Ausdauer!
Bereits im Aufstieg wird man immer wieder mit phantastischen Ausblicken belohnt. Wenn das Wetter mit macht und die Luft klar ist, hat man das Gefühl man kann die gesamte Alpenkette bestaunen.
Bei der Tour Ende April ist es noch recht früh im Jahr für die Tour auf den Vorderunnütz und so haben wir auf den letzten ca. 400 Hm eine geschlossene Schneedecke unter den Bergstiefeln.

Gipfel Vorderunnütz im Frühjahr 2023
Vorderunnütz

Ausgangspunkt
Achenkirch
Parkplatz beim Fischerwirt
oder Scholastika oder Schwimmbad am See
(ca. 930 m, 8 €/Tg., Stand 2023)

Routenverlauf I
Parkplatz - Seeache - Unterführung - Kögl Alm-Steig - Köglalm - Vorderunnütz - Köglalm - Kögl Alm-Steig - Unterführung - Seeache - Parkplatz

ca. 6 ½ Std.
Tourenbeschreibung - Vorderunnütz
Wir starten direkt in Achenkirch vom Parkplatz beim Fischerwirt am nördlichen Ende des Achensees. Zunächst gehen wir auf der Seestraße über die Brücke der Seeache (überlauf Achensee) am Fischerwirt vorbei und vor dem alten hölzernen Haus nach links in einen kurzen Tunnel unter der Bundesstraße 181 hindurch. Dahinter kurz nach links hinauf auf einen Bergpfad. Dieser leitet uns nach rechts abgehend durch einen lichten und steilen Nadelwald, mit immer wieder schönen Ausblicken auf den Achensee, in südöstlicher Richtung hinauf an die Köglalm. Kurz vor der Querung des Scholastikagraben kann man nach links den Pfad auf die Forststraße, die ebenfalls an die Köglalm leitet, verlassen. Doch der Bergpfad ist einfach spannender zu gehen und so bleiben wir auf diesen, queren auf rund 1250 m eine fallende Forststraße und treffen nach weiteren gut 25 Hm erneut an die Straße hinauf zur Alm. Dort halten wir uns rechts und steigen etwa 150 m auf einem Karrenweg in den Klaustalgraben. Der Pfad ist dort schmal in den Hang gezogen, doch unproblematisch zu gehen. Nach der Grabenquerung werden wir über eine steile, schrofige Geländestufe hinauf an die Almwiesen der Köglalm geleitet. Wir steigen zwischen den ersten drei Almgebäuden hindurch und weiter empor, gehen danach auf dem Fahrweg nach links unter der Jausenstation Köglalm hindurch an den kommenden Abzweig. Dort nach rechts der Beschilderung folgend dem Unnutz entgegen und nun direkt auf die Jausenstation zuhaltend hinauf. Kurz vor der Jausenstation nehmen wir den Abzweig nach links hinauf in die Almwiese. Am Wegende verjüngt sich dieser zu einem gerölligen Bergsteig, der uns direkt über den breiten Südrücken des Unnutz leitet. Der Steig trifft auf ca. 1570 m mit einem weiteren Bergsteig zusammen, der vom Kögljochsattel herauf leitet. Wir bleiben hier natürlich weiter in der Richtung bergan. Nun wird der Steig steiler und ab und an auch etwas ruppiger. Erste Altschneefelder, die die Sonne noch nicht vertreiben konnten legen sich über unseren Aufstiegsweg, was jedoch unproblematisch ist. Mit zunehmender Höhe wird der Ausblick hinüber ins Karwendel und hinab zum Achensee beeindruckender und auch der Weg weißt einige kraxelige Wegstücke (leicht) auf.
Noch bevor wir die Waldzone verlassen und vollständig durch / über Latschen hinauf steigen haben wir ab etwa 1650 m eine geschlossene Schneedecke unter den Schuhsolen. Der Schnee ist kompakt, trägt (noch) gut und so stapfen wir im Zick Zack in vielen kleinen Serpentinen weiter den Südrücken empor. Durch Sonne im Rücken und die Anstrengungen im Aufstieg wird einem so richtig warm. Besser kann eine Frühjahrstour gar nicht werden, zumal wir auch relativ einsam unterwegs sind. Im Aufstieg werden unsere Blicke immer wieder, vom tief unter uns gelegenen Achensee angezogen und im Hintergrund lassen sich die vergletscherten Zillertaler Spitzen von Hohen Riffler und Olperer ausmachen. Kurz bevor wir auf ca. 1940 m das Latschengelände hinter uns haben, ist der Blick auf den Gipfel frei, doch der Weg dorthin zieht sich noch ein wenig. Je weiter wir uns nähern, desto breiter zeigt sich der Gipfelrücken des Vorderunnütz vor uns. Stellenweise hat der Wind die weiten Flächen vom Schnee bereits freigeblasen, die Sonne ebenfalls ihr Frühjahrswerk begonnen und den Schnee weggeknabbert. Dennoch hat es einige mächtige Pakete an Schneeverwehungen aus dem vergangenen Winter.
Gut 2 ½ Stunden nach dem Start in Achenkirch ist das Gipfelkreuz am Vorderunnütz erreicht. Und was soll man sagen? Die Aussicht ist einfach phantastisch. 360° Rundumblick von den Bayerischen Voralpen über die Brandenberger Alpen, in die Kitzbühler Alpen die Tuxer Alpen und das Karwendel. Gefühlt überblickt man den gesamten Alpenkamm - bei der heutigen Fernsicht einfach traumhaft schön. Besonders finden wir den Blick hinüber auf den freistehenden Guffert und die steilen Nordabstürze des Rofan. Nun ist´s aber auch Zeit für eine Brotzeit und eine Pause direkt unterhalb des Gipfel in einer kleinen, flachen Mulde, bevor es auf dem Herweg zurück nach Achenkirch geht. Abstieg: Wie Aufstieg.
 

Routenverlauf II - Unnütz-Überschreitung
Parkplatz - Seeache - Unterführung - Kögl Alm-Steig - Köglalm - Vorderunnütz - Hochunnutz - HP 1943 - Hinterunnutz - Zöhreralm - Achenkirch - Parkplatz ca. 7 Std.

Tourenbeschreibung Hochunnutz und Hinterunnutz
Die Unnütz-Überschreitung ist eine der schönsten und aussichtsreichsten Touren, die man direkt von Achenkirch aus unternehmen kann und steht schon länger auf unserer Wunschliste. Für heute passt die Wettervorhersage bestens für diese Bergtour und so machen wir uns auf den Weg an den Achensee. Die komplette Überschreitung ist definitiv anspruchsvoller und verlangt einen erfahrenen Berggeher, der über entsprechende Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit für diese Tour verfügt. Zudem gilt es weitere etwa 200 Hm im Anstieg zu bewältigen und nach dem Abstieg vom Hinterunnütz über die Zöhreralm steht ein etwa dreieinhalb Kilometer langen Talhaatscher mit ~45 Minuten Gehzeit an, um den Ausgangspunkt zu erreichen.
Wie im April diesen Jahres starten wir erneut am nördlichen Ende des Achensees beim Fischerwirt in Achenkirch. Im Anstieg hinauf an den ersten der insgesamt vier Gipfel der heutigen Tour nehmen wir erneut den Weg unter der B 181 hindurch auf dem Bergpfad über Scholastikagraben und Klaustalgraben hinauf an die Köglalm. Von dort geht es auf bekanntem Weg (s.o.) über den langen und mäßig steilen Südrücken des Vorderunnütz in gut 2 ½ Std. hinauf an das Gipfelkreuz. Oben angekommen, haben wir den Gipfel für uns alleine und können so wieder einmal die tolle Aussicht in die umliegenden Gebirge und zahllose Bergspitzen bei einer Brotzeit so richtig genießen.
Weiter geht es auf dem markierte Bergsteig, der in deutlichem Bogen ostseitig um den Gipfel herum in die steile Nordostflanke des Vorderunnütz leitet. Der deutliche Steig leiten zunächst leicht, später steiler abfallend und stellenweise etwas ausgesetzt an den Verbindungsgrat hinüber zum Hochunnutz. Wir steigen so auf der Ostseite unter dem Vorderunnütz hindurch und können von dort auch gut die beiden kommenden Gipfel ausmachen. Der Blick schräg nach Norden auf den Guffert nicht zu vergessen. Kurz vor erreichen des Grates, steilt der Bergsteig an und leitet über den Grat auf die andere Seite. Dort geht es sogleich, kraxelig und sehr steil einige Meter abwärts. Im weiteren Verlauf folgen wir nun zunächst flacher werdend, dann erneut ansteigend durch die Latschen immer nahe an der Gratschneide entlang nach Norden dem Hochunnütz entgegen. Schaut man sich im Anstieg um, kann man sehr gut den Weg, den wir durch die Ostseite von Vorderunnutz hergekommen sind einsehen. Der Weg lässt sich auch ohne Markierungen (oder haben wir diese einfach nicht gesehen) gut finden, ist der Pfad doch durch die Begehungen gut eingetreten.
Am Hochunnütz ist bereits eine größere Gruppe und von unten betrachtet scheint der Gipfel, gegenüber des Vorderunnütz, voll zu sein. Doch oben angekommen bleibt alles entspannt. Nur etwa 8-10 weitere Bergsteiger haben sich hier zufällig getroffen und genießen Ihre Pause. Auch wir lassen uns hier nochmal nieder und fläzen ein wenig in der warmen Septembersonne.
Nach kurzer Rast wandern wir weiter nach Norden an den Hinterunnütz. Hierzu bleiben wir auf dem nun breiter werdenden Grat, steigen durch die sanften Nordflanke zu den Latschen hinab an einen Abzweig auf ca. 1990 m. Dort kann man nach links (westlich) über einen Pfad recht direkt und steil hinunter an den Adlerhorst (Jausenstation auf 1.226 m) steigen. Wir wollen jedoch noch weiter zum Hinterunnutz, bleiben geradeaus und erreichen durch die Latschen und schrofiges aufsteilendes Gelände den Höhenpunkt 1943 mit seinem großen Kreuz. Hier ist noch nicht der Hinterunnutz erreicht und so steigen wir weiter, dem noch vorhandenen Pfad über den Rücken hinauf in das Latschenfeld hinein. Der Weg verliert sich und man muss nun etwas schauen, den richtigen Weg hindurch zu finden. Wir halten uns etwas rechts des Rücken, kommen so an der Ostseite gut an den Latschen vorbei und erreichen schlussendlich über grasige Felsbänder den Hinterunnutz, unseren letzten Gipfel für heute. Ein kleiner Steinhaufen mit einem Stück (Latschen-?) Gehölz, das an ein Kreuz erinnert markiert den höchsten Punkt. Schauen wir von dort nach Nordosten, blicken wir direkt auf den massigen Felsklotz des Guffert. Dort haben wir auch schon die ein (Normalweg) und andere (über den Nordsteig) Bergtour hin unternommen.
Hier verweilen wir nur kurz, hatten wir doch bereits mehr als genug der Aussichten genießen können. Zunächst geht es zurück und durch die Latschen hinunter. Kurz nachdem wir die Latschen verlassen, geht es für uns rechts abknickend (Markierungen am Boden beachten) in eine steile Rinne hinein. Von nun an geht es meist steil bis sehr steil abwärts bis hinunter an die Zöhreralm. Dazwischen krakseln, steigen und wandern wir auf wechselnden Belägen durch die steile Westseite des Hochunnütz. Auf etwa 1.550 m leitet uns der Bergsteig durch einen lichten Wald weiter talwärts und direkt die Zöhreralm. An der gemütlichen Hütte genehmigen wir uns einen Einkehrschwung mit bestem Blick hinunter nach Achenkirch, den Achensee und hinüber ins Karwendel.
Ab hier führt uns ein schöner Steig einen steilen Rücken hinab an einen Fahrweg. Wer aufpasst, kann dessen zahlreiche Serpentinen, über einen Steig abkürzen, womit man sich eine Menge Wegmeter einsparen kann. Erst kurz vor erreichen der Talsohle nehmen wir den Fahrweg und wandern auf diesem hinab an das Heizkraftwerk. Dort unter der B181 hindurch und hinein nach Achenkirch. Über die Obere Dorfstraße wandern wir nun in Richtung Süden und nehmen bei einem Abzweig (grünes Hinweisschild am Zaun) den Wanderweg zum Achensee. Nach insgesamt xx Stunden ist der Ausgangspunkt wieder erreicht und wir beenden wieder einmal eine super schöne Bergtour!

Bei der Überschreitung haben wir uns bewusst für die Gehrichtung Achenkirch-> Unnutz-> Hochunnutz-> Hinterunnutz-> Achenkirch entschieden, da wir die Zöhreralm erst im Abstieg besuchen wollen und für uns taugte diese Entscheidung. Die Tour hat jedoch durch die tolle Aussicht einen besonderen Reiz. So werden wir diese sicherlich nochmals angehen und dann die Runde auch wie sie häufiger begegangen wird unter die Bergstiefel nehmen – Gratwanderungen sind einfach tolle Bergerlebnisse, die wir besonders schätzen.

Gipfelblick im April 2023 über Rofan, Achensee und Karwendel
Beschreibung

zum Höhenprofil - Vorderunnütz

der Track zur Bergtour - Vorderunnütz


Gipfelblick im September 2023 vom Hochunnutz über Achensee und Karwendel
Achensee Und Karwendel

zum Höhenprofil zur Unnütz-Überschreitung

der Track zur Unnütz-Überschreitung

Charakter / Schwierigkeit:
- mittelschwere bis schwere Bergtour
- wenig Forststraße, meist Waldwege und Bergpfade
- Trittsicherheit sehr hilfreich
- Kondition für ~1.150 Hm und ca. 12,5 Km  
- für die Überschreitung zusätzlich absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sowie weitere ~200 Hm und 3,5 Km mehr

Ausrüstung:
- Bergtourenausrüstung
- ggf. Schneeschuhtourenausrüstung

Beste Jahreszeit:
Mitte Mai bis Ende Oktober
Früh bzw. spät im Jahr die Schneelage beachten
!