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Marbichler Spitze - Kafell - Rether Kopf - Rether Joch - Marlkopf

(1898 m / 1906 m / 1926 m / 1905 m / 1776 m ) 05.07.2020

Der Kafellkamm nahe Achenkirch ist bei trockenen Wetterverhältnissen eine besonders lohnenswerte Kammüberschreitung für den ambitionierten Bergtourengeher im Vorkarwendel. Steile Grasflanken, schmale Grate, breite Blumenwiesen, schmale Buckel, ein wenig spannende Kraxelei und einige recht ausgesetzte Stellen leiten uns über diesen tollen unmarkierten Bergrücken von der Marbichler Spitze über Kafell, Rether Kopf und Rether Joch bis hinüber zum Marlkopf.
Zu Beginn der Bergtour wandern wir bequem meist Forststraße, Bergwege und Pfade bis hinter die Lämpereralm einfach empor. Nach der Überschreitung des Marlkopfs geht es im Abstieg ebenfalls einfach auf guten Wegen zurück nach Achenkirch.

Kafell und Marbichler Spitze
Die Marbichler Spitze

Ausgangspunkt
Achenkirch
Parkplatz "Christlum-Skigebiet"
(ca. 940 m, 5 €/Tg., Stand 2020)

Routenverlauf
Parkplatz - Bründlalm - Jochalm - Seewaldhütte - Hochplatte Ostrücken - Großzemmalm - Lämpereralm - Marbichler Spitze - Kafell - Rether Kopf - Rether Joch - Marlkopf - Gröbner Hals - Gröbenalm - Parkplatz

ca. 8 ¼ Std.
Tourenbeschreibung
Nach einem kurzen Frühstück am Bus starten wir um kurz vor acht am Parkplatz neben der Skistation Christlum. Wir verlassen den noch völlig leeren Parkplatz nach Norden und erkennen dabei direkt in der Rechtskehre, hinter dem Bildstock unseren Einstiegspfad. Dieser leitet zunächst mäßig steil nach Nordewesten in den Wald hinauf. Für eine Weile verläuft dieser oberhalb der Forststraße, die ins Unterautal hinein führt. Der schmale Pfad steilt an und dreht dabei weiter nach Norden ein. Kurz später erreichen wir einen Karrenweg, der uns sogleich nach links an die Forststraße hinauf zur Bründlalm führt. Der Straße folgen wir bergan und wandern so die nächsten 30 Minuten gemütlich hinauf. Unterwegs haben wir schon bald die Sonne im Rücken und so sind wir froh, doch recht zeitig gestartet zu sein. An der Bründlalm macht man sich gerade für den "Sturm" der Tagesgäste bereit, es duftet nach frischem Kaffee und Kuchen und obwohl es verlockend ist, ist es uns für eine Pause noch zu zeitig. Also wandern wir an der Alm vorbei und weiter nach Nordosten hinauf. Kaum 100 m nach der Bründlalm verlassen wir die Forststraße nach rechts und folgen dem Pfad in eine freie Fläche. Der Pfad wird bereits kurz später etwas breiter und leitet steiler werdend hinauf an die Jochalm. Den Abzweig auf ca. 1330 m nehmen wir nach Links und wandern nun das letzte Stück auf schmalem dennoch gut wanderbaren Pfad weiter empor. Eine gute Stunde nach verlassen des Wanderparkplatzes erreichen wir die Jochalm. Anfang Juli ist noch alles verschlossen, doch es wird wohl nur noch wenige Tage dauern, bis das Vieh hier oben weiden darf. Zwischen den Hütten der Jochalm hindurch wandern wir erneut auf der Forststraße auwärts und lassen uns von der Beschilderung "Seewaldhütte" leiten. Die Straße zieht dabei mal mehr mal weniger steil den Berg hinauf. An der Seewaldhütte (DAV Sektion Achensee, nur in den Sommermonaten geöffnet) wandern wir rechst vorbei und weiter in Richtung (Beschilderung) Hochplatte. Schon recht bald nach der Seewaldhütte wird der Weg ruppiger und verjüngt sich zu einem Bergpfad. Dieser leitet uns durch die noch jungen Blumenwiesen. An einer kleinen Hütte ( Links des Weges, privat) wandern wir vorbei und kaum 100 Meter später folgt eine weitere noch kleinere Hütte, die wir ebenfalls links liegen lassen. Kurz vor dieser zweigt unser Weg nach rechts ab. Geradeaus leitet der Pfad direkt hinauf zum Gipfel der Hochplatte, den kleinen Umweg und die zusätzlichen ~120 Hm sparen wir uns heute – vor uns liegt noch ein ordentliches Stück Weg.
Über eine bunte Blumenwiese wandern wir weiter nach Norden eindrehen unter dem Gipfel der Hochplatte hindurch auf deren Nordostrücken. An einem Schilderbaum bleiben wir in der eingeschlagenen Richtung geradeaus und steigen eine kurz Steilstufe hinunter. Dabei schlüpfen wir zwischen den Tannen durch ein kleines Viehgatter und betreten auf der anderen Seite eine Weidefläche. Die dort bereits anwesenden jungen Kälber schauen uns noch ein wenig verwundert an – die haben in Ihrem Leben noch nicht so viele Wanderer zu Gesicht bekommen. In respektvollem Abstand zu ihnen schauen wir nach dem Durchschlupf, der uns von der Weide über einen schmalen, holprigen und stellenweise zerfallenden Begpfad durch die Nordflanke der Hochplatte hinunter und hinüber zur Großzemmalm bringt. Eine Stelle auf dem Weg dorthin wurde im letzten Winter von einer kleinen Lawine doch ordentlich bearbeitet. Doch insgesamt stellt der Pfad für trittsichere Berggeher kein Problem dar. Die richtigen Herausvorderungen liegen noch vor uns. Auf dem letzten Stück vor der Alm sieht man den Pfad vor lauter Blumenwiese fast nicht mehr.
An der Großzemmalm herrscht bereits reges Treiben und die Alm wird für die Ankunft der Mukuh´s emsig vorbereitet. Von dort wandern wir nun auf dem breiten Wirtschaftsweg hinauf an die Lämpereralm. Den Kafell und die Marbichler Spitze hat man nun die ganze Zeit über sich thronen und es ist gut zu erkennen, dass es nachher richtig steil wird und so steigt bei uns die Spannung vor dem was da noch auf uns zu kommt. Auch an der Lämpereralm, die wir nach knapp drei Stunden erreicht haben, wird die Alm für den Sommer vorbereitet. Etwas neben der Alm legen wir eine kurze Pause ein, bevor wir den weiteren Weg zunächst in Richtung des Juifen unter die Wanderstiefel nehmen. Dafür marschieren wir von der Alm nach Westen, bleiben dabei noch ein paar Minuten auf dem alten Wirtschaftsweg und wandern ein letztes mal fast flach dahin. Am Ende einer leichten, doch deutlichen Rechtskurve (noch vor einer Viehtränke) verlassen wir den Weg und gehen weglos, ein paar Spuren folgend (ob vom Weidevieh oder Wanderen ist nicht klar auszumachen) auf den Nordwestrücken der zum Gipfel der Marbichler Spitze hinaufzieht. So stapfen wir nach Süden und halten direkt auf die markanten Aufschwünge der Marbichler Spitze zu. Es wird steil und steiler und wir müssen schon bald immer wieder die Hände zu Hilfe nehmen, um unseren Stand zu stabilisieren. Teilweise kraxeln wir durch das leicht felsdurchsetzte Wiesengelände (gefühlt) fast senkrecht empor. So steile Wiesenhänge (etwa T4 und Ier Stellen) haben wir noch nie erklommen. Man muss sich seinen Weg genau raus suchen und volle Konzentration ist gefordert, dann steht man plötzlich direkt auf einem Wiesengrat der nach allen Seiten abfällt. Der erste Gipfel -Marbichler Spitze- ist bestiegen und die schwierigste Passage im Aufstieg liegt hinter uns. Doch wer meint, das war´s, der irrt. Der noch vor uns liegende Kafellkamm bleibt an etlichen Stellen noch spannend und fordernd. Erst hinter dem Kafell wird die Bergtour gemütlicher!
Die Aussicht ist heute phantastisch. Direkt gegenüber nördlich von uns schauen wir auf den Juifen, links davon das Zotenjoch und Demljoch. Im Südwesten der Kotzen, Stierjoch, das Östliche Torjoch sowie der Lerchkogel. Nach Süden schweift der Blick über den noch zu gehenden Kafellkamm mit dahinter liegender Sonntagsspitze und Schreckenspitze. Im Osten schließt sich die Runde mit Hochplatte, Guffert und den Unnützen sowie dem Rofangebirge. Gigantisch wie viele Gipfel man von hier erkennen kann und wir haben hier nur einen kleinen Teil erwähnt. Knapp vier Stunden ist es her, das wir im Tal aufgebrochen sind, doch bevor wir einen Pause einlegen, steigen wir zunächst steil hinunter und folgen dem Grat nach Süden (dies ist vielleicht das schwierigste Teilstück, es geht eng und ausgesetzt über ein schmales Gratstück). Bis zur nächsten Kuppe am Grat wollen wir gehen, da dies von hier aus gesehen nochmal die volle Konzentration benötigt und wir vom Aufstieg noch bist in die Spitzen elektrisiert sind kraxeln wir kurz den Grat hinunter, queren die ausgesetzten Stellen, schlängeln uns über den Grat und erhaschen dabei ordentliche Tiefblicke. Kraxelig runter, kraxelig rauf so geht es noch etwa 20 Minuten, dann ist der nächste Knubbel erreicht. Hier lassen wir uns zu unserer verdienten Brotzeit nieder, genießen selbige bei bester Aussicht und toller Einsamkeit, was will man mehr – einfach herrlich!
Eine knappe halbe Stunde später machen wir uns auf und gehen immer am Grat des Kafellkamms entlang weiter nach Süden. Der Pfad bleibt undeutlich und wir hangeln uns Stellenweise direkt an den Latschen über eine nach Osten gerichtete, steile und abschüssige Platte entlang (etwa T4/T5 und I). Danach nimmt die Schwierigkeit ab und es geht schon fast gemütlich durch die Latschen, über Wurzelholz und schrofiges Gelände hinauf an den Rether Kopf. Von diesem hat man einen tollen Blick direkt hinüber auf die -auch heute gut besuchte- Hochplatte. Nach dem Rether Kopf Gipfel geht es nochmal steil über einen Wiesenhang hinunter (T4) und weiter am Kamm entlang der Sonne entgegen. Auch hier bleiben wir fast immer ganz oben am Kamm bzw. wo noch vorhanden, dicht an den Latschen. Nach und nach wächst das Gras und viele Frühlingsblumen immer höher und die zahlreicher werdenden Brennnesseln regen die Blutzirkulation in den Wadeln an 😉 - hier wäre eine lange Hose sehr gut angebracht. So steigen wir zunächst weglos und erneut deutlich aufsteilend über den Wiesenrücken hinauf zum Rether Kopf. Am kleinen, unscheinbaren Gipfel gucken wir nur kurz in die Tiefe und wandern sogleich nach Westen eindrehend hinunter in die Mulde vor dem Rether Joch. Wer die Tour abbrechen muss/möchte kann alternativ über den schwach ausgeprägten Südgrat steil und sehr ruppig direkt hinunter in den Sattel der Gröbner Hals absteigen – doch Obacht, diese Variante hat es im oberen Teil in sich. Viel Geröll im oberen Abschnitt macht sicheres Steigen unabdingbar.
Auch im Abstieg vom Rether Kopf und dem Weg durch die Senke, sowie des weiteren Verlauf, ist der nahezu weglose Pfad gespickt mit Brennnesseln, was mittlerweile ein wenig nervt. Das Rether Joch überschreiten wir einfach, hier stehen fast nur noch Brennnesseln herum und da mag man sich nicht wirklich niederlassen. So wie wir aufgestiegen sind geht es auf der anderen Seite nach Südwesten hinunter in Richtung Marlkopf. Das ist irgendwie gar kein richtiger Gipfel mehr und so bemerken wir auch gar nicht, dass wir ihn überschritten haben. Wir wandern leicht links an einem hochmoorartigen Gelände vorbei, drehen dabei nach Süden und weiter einigen Viehtracks folgend weiter nach Osten ein. So erreichen wir nach gute sechs Stunden auf Tour eine alte, verfallene Berghütte mit einem rostigen Wellblechdach. Von dieser steigen wir hinunter in den Tiefenbachgraben, schlüpfen durch eine Kuherde und folgen nach der Bachquerung dem Bergweg aufwärts. Bei der Beschilderung folgen wir dem Hinweis Achensee und erreichen so in wenigen Minuten den Pass Gröbener Hals. Dort geht es nun auf der gegenüberliegenden Seite hinunter an die Gröbener Alm. Am Abzweig spielt es keine Rolle für welchen der beiden Wege man sich entscheidet, sie führen kurz oberhalb der Gebäude wieder zusammen. Wir wandern durch die Gebäude der Gröbener Alm hindurch und folgen im weiteren Verlauf einfach der breiten Fahrstraße hinunter nach Achenkirch. Nach mehr als ausreichend Spannung und Abenteuer wirkt der Talhatscher nicht wirklich anregend und so latschen wir mit vielen tollen Eindrücken von der heutigen Bergfahrt in gut 1 ¼ Stunden zurück an den Ausgangspunkt der Bergtour.
Nach knapp 8 Stunden ist dieser erreicht und wir beenden eine wirklich tolle, spannende, einsame und sehr aussichtsreiche Bergtour. Bei Nässe oder unsicheren Wetterbedingungen ist diese Tour nicht zu empfehlen.

Aussicht vom Rether Kopf nach Norden über den Kafellkamm
Beschreibung

zum Höhenprofil

Kartenausschnitt mit unserem Weg
Track zur Bergtour Riffelscharte.

Charakter / Schwierigkeit:
- schwere Bergtour
- Forststraßen, Waldwege, Bergpfade und wegloses Gelände
- Anstieg Marbichler Spitze sehr steile Wiesenflanke  
- absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich
- Kletterstellen bis I (UIAA-Skala)
- bei Nässe absolut nicht zu empfehlen
- Kondition für ~ 1.500 Hm und ca. 18 Km  

Ausrüstung:
- Bergtourenausrüstung
- lange Hosen da nach dem Kafell und einige Brennnesselfelder durchschritten werden
- ausreichend Proviant und vor Allem Getränke

Beste Jahreszeit:
Ende Mai bis Ende Oktober