GR 20 Refuge d'Ascu Stagnu -(Refuge Tighjettu) Bergeries de Ballone
21.06.2006
4. Etappe
Länge: 9 km
vorgegebene Gehzeit: 6:45
Unsere Gesamtzeit mit Pausen: 8:48
Gesamtaufstieg: 1.168 Hm
Gesamtabstieg: -1.115 Hm
Höhenmeter sind kumuliert
Die letzten Meter vor dem Bocca Minuta
Die Etappen
Calenzana-Piobbu — Piobbu-Carrozzu — Carrozzu-Haut Asco —
Haut Asco-Berg. de Ballone
Berg. de Ballone-Verghio — Verghio-Manganu — Manganu-Petra Piana
Petra Piana-L'Onda-Vizzavona
Nach dem Bergsturz in der Cirque de la Solitude im Sommer 2015 ist diese Etappe des GR 20 auf unbestimmte Zeit gesperrt. Die alternative, durchgehend (rot-weiß) markierte Route durch das Massiv des Monte Cintos führt über die Pointe des Éboulis (2.607 m) und die Bocca Crucetta. Auch hier sind einige leichte Klettereien enthalten und die schwierigsten Passagen sind mit Ketten versichert. Aufgrund der größeren Höhe muss vor allem im Frühsommer auf der Nordseite des Monte Cintos mit Altschneefeldern gerechnet werden.
Es warten etwa 7 km Wegstrecke und ca. 1.200 Hm auf uns. Gehzeit: ca. 8-9 Std.
Aufgrund des extremen Geländes (kein Schutz bei Gewitter) wird empfohlen, frühmorgens aufzubrechen, um potentiellen Gewittern aus dem Weg zu gehen.
Tourenbeschreibung
Die 4. Etappe zählt zu den schwierigsten des gesamten
GR 20. Im Cirque de la Solitude sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit
ein absolutes Muss, geht es doch extrem steil abwärts,
um gleich darauf wieder genauso steil anzusteigen.
Nach einer stürmischen Nacht und einem
unruhigem Schlaf klingelt der Wecker wieder mal um 05:30 Uhr.
So richtig hell ist es noch nicht, dunkle schwere Wolken lassen
es eher ungemütlich aussehen, so dass manche zögern,
ob sie überhaupt loslaufen sollen.
Heute starten wir
um 06:50, werden aber gleich am Kiosk vom ersten heftigen
Regenschauer erwischt. Gut für uns, dann wir können
uns prima dort unterstellen. Nach 10 Minuten ist es vorbei
und wir können die 4. Etappe angehen. Zunächst folgen
wir der Skipiste bis ans Ende. Von links kommt ein Bach und
wir folgen diesem auf einem vergleichsweise durchaus angenehm
ansteigenden Weg taleinwärts durch den Wald. Bald lichtet
sich dieser und wir steigen etwas steiler weiter durch ein
paar kleinere Felsen. Danach folgt ein großes breites
grünes Tal, in dem uns der Wind fast wegfegt. An dessen
Ende gibt es eine Quelle, an der wir nochmal unsere Wasservorräte
auffüllen.
Nun wird es merklich steiler. Etwa 2 Stunden nach dem Start
erreichen wir auf 2000 m die Ruine der Altore Hütte.
An dem kleinen Schmelzwassersee ziehen wir unsere Jacken an,
da es doch merklich aufgefrischt hat. Ich denke, das große
Schneefeld tut sein Übriges. Noch ein Müsliriegel
und einen kräftigen Schluck Quellwasser aus der Flasche
und dann geht es die letzten gut 180 Hm hinauf zum Bocca Tumasginesca
(Col Pedru) auf 2183 m. Wir kommen in einen kleinen Stau auf
dem Schneefeld und so bleibt uns nichts anderes übrig,
als langsam hinterher zu steigen. Wir verlieren nur wenig
Zeit.
Schaut man dann vom Col Pedru in den Cirque de la Solitude
hinab, hat man dieses Bild
vor Augen. Eine tiefe und sehr steile Schlucht tut sich vor
einem auf. Auf fast gleicher Höhe gegenüber kann
man genau diejenigen sehen, die es schon hinter sich gebracht
haben.....Der Abstig ist im steilsten Teil mit Ketten versichert
(jedoch keine künstlichen Tritthilfen wie Bügel
oder Trittstifte), weiter unten geht es über loses Gestein,
was bei der Steilheit nicht einfach zu gehen ist und auch
für die weiter unten Gehenden eine gewisse Steinschlaggefahr
bedeutet. Während der Hochsaison ist hier von "Solitude"
sicher nichts mehr zu spüren. Schon jetzt kommt es immer
wieder zu kleineren Staus, die uns ca. eine halbe Stunde kosten.
Hat man die 200 Meter Abstieg hinter sich gebracht, steht
man mitten im Kessel, dem sog. Kessel der Einsamkeit (Cirque
de la Solitude). Nun heißt es, die soeben verlorenen
200 Hm auf der anderen Seite des Kessels wieder aufzusteigen.
Zunächst über loses Geröll und dann wieder
über leichte 2er Kletterstellen und mit Ketten versicherte
Passagen kraxeln wir zum Bocca Minuta, wo wir um viertel nach
zwölf erstmal einen ordentliche und ausgiebige Brotzeit
mit Käse (in Ascu Stagnu gekauft), Kaminwurz und Brot
einlegen. Wir verkriechen uns hinter einen dicken Felsbrocken,
damit wir ein wenig Windschutz haben. Es pfeift heftig hier
oben.
Von der Bocca Minuta geht es wieder über geröllige,
rutschige und felsige (mit kleinen Kletterstellen) 600 m abwärts
zum Refuge de Tighjettu. Da es hier aber nur wenige schöne
Zeltplätze gibt und ein etwas kloakiger Duft in der Luft
liegt, gehen wir noch eine halbe Stunde weiter talauswärts
hinab zu den Bergeries de Ballone (korsisch: Bergeries d'U
Vallone). Da diese direkt am GR 20 liegt, bedeutet dies für
die morgige Etappe eine halbe Stunde weniger.
Hier
gefällt es uns auf Anhieb viel besser! Wir schlagen
unser Nachtlager innerhalb eines geräumigen Steinwalls
(zum Schutz gegen gefräßige halbwilde Hausschweine)
auf. Direkt neben der Bergeries gibt es einige schöne
Badegumpen. Eiskaltes Wasser, aber eine tolle Abwechslung
und Erfrischung nach dieser anstrengenden Etappe. Danach gibt
es eine heiße Dusche und später am Abend gönnen
wir uns ein Menü. Es gibt eine korsische Wurst-/Schinkenplatte
(Assiette de Charcuterie), danach Makkaroni mit Wildschweingulsch
und zum Schluss eine Echte korsiche Spezialität - Käse.
Dieser sah aus wie ein alter gammliger Putzlumpen, der Gestank
war fast unerträglich, aber das ganze Stück (wir
waren neun) überlebte keine 10 Minuten. War schon ein
Geschmackserlebnis! Schade nur, dass es uns wohl so die Sinne
vernebelt hat, dass dieses Stück keiner photographiert
hat. Das Gulasch war vom Geschmack her sehr lecker, doch fragten
wir uns alle, ob die Sau wohl am Stück gekocht worden
war, so viele Knochen und Knochensplitter waren enthalten.
Wir sitzen noch lange (bis etwa 21:15) in der Bergerie, bevor
wir müde und zufrieden ins Zelt fallen.
Sanitäreinrichtungen o.K.
- keinerlei Licht im WC, auch tagsüber ist es dunkel,
es sei denn man(n) lässt die Türe auf. Dafür
gibt's ja aber Stirnlampen. Es gab eine wirklich heiße
Dusche.
Schöne Badegumpen in unmittelbarer Nähe.
Steinwälle zum Schutz vor den wilden Hausschweinen um
die vielen Zeltplätze.
Kaum Schatten.